Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Kategorie: Dies und das (Seite 2 von 12)

Geplauder aus meinem Alltag

Arbeitsurlaub

Am Sonntagabend fliege ich für sechs Tage nach Malaga. Dort treffe ich einen langjährigen Massage-Kunden und werde ein paar Tage mit ihm in der Sonne verbringen. Eigentlich liegt sowas weit außerhalb meiner Komfortzone, aber diesmal habe ich mich überreden lassen.

Wir kennen uns schon seit über 15 Jahren. Am Anfang war er bei mir, wenn er in Hamburg ein paar Tage Urlaub gemacht hat. In den letzten Jahren ist er 2-3 Mal im Jahr extra nach oder über Hamburg geflogen, um sich von mir massieren zu lassen. Da er sich jedoch nicht für das Hamburger Wetter begeistern konnte und langsam auch alles gesehen hatte, was die Stadt touristisch zu bieten hatte, fragte er vor zwei Jahren zum ersten Mal, ob ich mir nicht vorstellen könnte ihn woanders zu treffen.

Letztes Jahr hatten wir schon mal angefangen, ein paar Tage in Malaga zu planen. Jedoch musste er das erste aus gesundheitlichen Gründen verschieben, und dann passte es bei mir zeitlich wegen einer Ausbildung nicht mehr. Kurz hatten wir überlegt, ob ich dann zumindest für2-3 Tage nach London fliege, aber das war mittem im Brexit-Trubel auch nicht so problemlos möglich.

Dieses Jahr hat es dann mit etwas mehr Ruhe und Planung geklappt. Ich freue mich sehr darauf, im Februar ein paar Tage in die Sonne zu kommen und weg von dem Streik-Chaos hier in Deutschland. Badewetter wird es nicht sein, aber mit 18-20 Grad perfektes Wetter, um die Stadt zu erkunden und ein paar Ausflüge zu machen. Und natürlich werden wir jeden Tag Zeit im Appartement verbringen, damit ich ihn massiere.

Ein bisschen nervös bin ich schon, wie es sein wird, so viel Zeit mit jemandem zu verbringen, den ich bisher nur von Massagen und Gesprächen kenne. In meinem Alltag habe ich viel Zeit für mich, und auch im Urlaub lege ich Wert auf meine Rückzugsräume. Nachts werde ich auch in diesem Urlaub ein eigenes Zimmer haben, und für den Rest bin ich optimistisch, dass sich das schon finden wird.

Frohes Neues Jahr

Hoffnung. Was für ein Geschenk! 365 unbeschriebene Tage, an denen alles möglich ist. 8760 Stunden Hoffnung, Veränderung, Entwicklung und Wachstum. Kein Wunder, sondern das Leben in seiner schönsten, natürlichen Form. Es findet immer einen Weg. Vertraue darauf. Das Leben hat es verdient.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen hoffnungsvollen Start in das Jahr 2024!

Frohe Weihnachten

Nicht hektisch durch den Advent galoppieren, sondern innehalten und ruhig parieren. Es beginnt nun die besinnliche Zeit, dafür sind wir jetzt alle bereit.

Mit diesem Weihnachtsgruß, den ich gestern von meinen Stallbetreibern bekommen habe, wünsche ich Euch allen ein schönes Weihnachtsfest und besinnliche Raunächte! Ich hoffe, Ihr schaut entspannt aufs Jahr zurück und freut Euch auf das nächste.

Ich verbringe Weihnachten ganz ruhig zu Hause, statt mit Familie diesmal mit guten Freunden. Auch für Dates ist noch Zeit, bei Interesse ruf mich einfach an.

Ich wünsche Dir ein frohes Weihnachtsfest, ein paar Tage volle Gemütlichkeit, mit viel Zeit zum Ausruhen und Genießen, zum Kräfte sammeln für ein neues Jahr. Ein Jahr ohne Seelenschmerzen, ein Jahr ohne Sorgen, mit so viel Erfolg, wie man braucht, um zufrieden zu sein, und nur so viel Stress, wie vertragen wird, um gesund zu bleiben, mit so wenig Ärger wie möglich und so viel Freude wie nötig, um 365 Tage lang rundherum glücklich zu sein.

Jahresendspurt

Jetzt ist der Advent angebrochen, in knapp vier Wochen ist Weihnachten und in fünf Wochen ist das Jahr 2023 vorbei. Ehrlich gesagt, ich bin froh darüber! Zum Ende des Jahres fange ich mich wieder, aber insgesamt war 2023 kein Jahr, an das ich gerne zurückdenken werde.

Im Moment kämpfe ich mit dem Schnee. Ich mag keinen Schnee, da es meinen ganzen Alltag durcheinander bringt. Ich bin sonst ein absoluter Outdoor-Mensch, mache meinen ganzen Alltag mit dem Fahrrad und zur Fuß. Die letzten Tage fiel das völlig aus, und am liebsten würde ich einfach zu Hause bleiben und die Decke über den Kopf ziehen.

Seit ein paar Wochen habe ich wieder eine Fitnesstudio-Mitgliedschaft, zusätzlich zu meiner regelmäßigen Yoga-Praxis. Eigentlich wollte ich wieder Krafttraining machen, aber stattdessen verbringe ich Zeit auf dem Laufband – und danach in der Sauna. Ein toller Kraftort für den Winter!

Ich überlege gerade, über Weihnachten nicht zu meiner Familie zu fahren. Die Fahrerei stresst mich, und mir ist mehr danach, mich zu Hause einzuigeln und das Jahr ganz ruhig ausklingen zu lassen.

Vielleicht ja noch mit ein paar schönen Dates, um positive Erinnerungen zu schaffen…

Herbst

Am 30. August habe ich hier einen Text darüber geschrieben, dass ich den Herbst mag, als die Jahreszeit wo man noch gut draußen unterwegs sein kann, wo das Wetter aber auch schon dazu einlädt, sich drinnen einzukuscheln.

Gleichzeitig ist der Herbst auch schon ein bisschen Zeit für Jahresrückblick und Zukunftsausblick. Für mich wird 2023 im Rückblick wohl nicht das beste Jahr werden. Ich kämpfe immer noch mit den Nachwirkungen der Corona-Zeit, den daraus resultierenden Veränderungen und dem Gefühl der Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Gleichzeitig hat mich eine Trennung im Frühjahr emotional stark aus der Bahn geworfen, und im Sommer ging es mir nicht nur psychisch, sondern öfter auch körperlich nicht so gut. Nicht dass ich ernsthaft krank war, aber auch nicht so fit wie sonst (und wie ich es bei meinem Lebensstil eigentlich sein sollte).

Vor drei Wochen war ich zu einer Routine-Vorsorgeuntersuchung (Prep-Check) bei meiner Ärztin und habe sie in dem Zusammenhang nach einem Blutbild gefragt, Meine Werte waren nicht berauschend, aber wir haben auch noch keine Ursache dafür finden können, und ich mache mir etwas Gedanken um den Winter, da ich eh zu Winterdepressionen neige. Vor diesem Hintergrund ist mein Schreiben in den letzten zwei Wochen ganz in den Hintergrund getreten, und auch Dates hatte ich nur eine handvoll.

Diese Woche fühle ich mich wieder etwas organisierter, deswegen jetzt hier dieses Update und hoffentlich demnächst wieder regelmäßiger Texte von mir – oder einfach ein Date bei mir, um dem Blues der kalten Jahreszeit zu entfliehen.

World Sexual Health Day

Am 4. September ist World Sexual Health Day, also der Welttag der sexuellen Gesundheit. Dieser Tag wurde 2010 von der World Association for Sexual Health (WAS) ins Leben gerufen.

Unter sexueller Gesundheit versteht die WAS nicht nur Safer Sex, sondern ein viel breiteres Spektrum: Sexualle Rechte füralle, Gleichheit der Geschlechter, REduzierung von sexueller Gewalt, freier Zugang zu Sex-Bildung, der Kampf gegen sexuelle Krankheiten, Bahndlung sexueller Dysfunktionen etc.

2023 ist das Motto des World Sexual Health Day „Konsens“. Die WAS schreibt dazu: „Einvernehmlichkeit ist ein wesentliches Element jeder gesunden sexuellen Handlung, und wir müssen und selbst und andere darüber aufklären, wassie bedeutet, wie man sie ausdrückt und wie man sie erreicht. Darüber hinaus ist es wichtig, die Autonomie und die Entscheidungen eines jeden in sexuellen Angelegenheiten zu respektieren und zu schätzen, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung und anderen Faktoren.“

kaufmich hat in seinem Magazin einen Artikel über den World Sexual Health Day geschrieben (https://www.kaufmich.com/magazin/community/gesund-mit-kaufmich/?_fromLogin=1), der aber natürlich „Pro Paysex“ geschrieben ist. Gerade über Konsens wird im Bezug auf Paysex ja viel diskutiert: Es gibt eine Fraktion von Menschen, die Konsens im Paysex generell abspricht, und es gibt eine Gruppe Sexarbeiterinnen, die sagen dass nirgendwo Konsens so klar geregelt wird wie im Paysex.

Sowohl Safer Sex und sexuelle Gesundheit als auch Konsens sind Themen, die mich seit vielen Jahren immer wieder beschäftigen und zu denen auch einiges an Gedanken hier im Blog zu finden sind.

Herbstgefühl

Jetzt habe ich eine gute Woche nicht geschrieben und bin damit ziemlich aus meinem Takt. Ich fand den ganzen Sommer 2023 körperlich anstrengend; mein Körper reagiert nicht gut auf schnelle Wetterwechsel und ich hatte häufig mit meinem Kreislauf zu kämpfen.

Wenn ich jetzt morgens aus dem Haus gehe, fühlt es sich schon nach Herbst an. Der Herbst ist meine liebste Jahreszeit; die Tage, wenn man noch im Pullover unterwegs sein kann und das Wetter zu langen Waldspaziergängen einlädt, bevor einen der Winter dann ganz ins Haus zwingt.

In meinem Zimmer hatte ich heute zum ersten Mal den Heizstrahler wieder an, für den Kuschel-Faktor während einer Massage. Ich freue mich darauf, wenn es draußen bald dunkel ist und sich mein Zimmer nach einem Rückzugsraum anfühlt, einem Bollwerk gegen die kalte Jahreszeit, und vielleicht auch ein bisschen gegen die emotionale Kälte der Gesellschaft.

Zensur

Einer der Gründe, warum ich diesen Blog auf einer eigenen Website führe und nicht mehr bei kaufmich, war, dass kaufmich immer wieder Beiträge gesperrt hat aus verschiedenen Gründen (die häufig für mich nicht nachvollziehbar waren).

Vor ein paar Tagen ist mir etwas ähnliches auf einer anderen Plattform passiert. Ich hatte dort den Artikel veröffentlicht, den ich zum Thema PrEP geschrieben hatte. In dem Artikel geht es nicht nur um meine Überlegungen zur PrEP-Einnahme, sondern auch in großen Teilen darum, warum ich PrEP nicht für einen Ersatz für Safer Sex halte. Trotzdem wurde der Artikel abgelehnt – mit der Begründung, ich würde zu ungeschütztem Sex aufrufen und das sei auf dieser Plattform nicht erlaubt.

Diese Entwicklung erlebe ich in den letzten Jahren leider immer wieder: Dinge, die nach moralischen Standards nicht sein sollen, werden zensiert und damit auch negiert.

Ich muss dann immer an Amerika denken, dass in vielen Orten ein sehr religiöses Land ist, in dem das Ideal der Ehe hochgehalten wird. Das führt dazu, dass es nur sehr wenig Sexualkunde-Unterricht gibt – und die Zahl der Teenager-Schwangerschaften hoch ist.

Sexualkunde-Unterricht gibt es zum Glück in Deutschland, hiergeht es eher um andere Dinge: Safer Sex wird propagiert, also verbieten wir jede weitere Diskussion darüber, keine Kondome zu verwenden. Das ist jedoch an der Realität vorbei! Es gibt immer Menschen, die Sex ohne Kondom haben werden, und manche auch außerhalb von monogamen Beziehungen. Mir ist es lieber, diese Menschen machen sich vorher Gedanken über das Risiko und über dessen Minimierung auf anderen Wegen (z.B. durch STI-Tests), als das Thema komplett zu negieren und damit als einzige Option eine „mir wird schon nichts passieren“-Einstellung zu lassen.

Genauso ist es meiner Meinung nach mit der Diskussion ums Nordische Modell. Ich glaube nicht daran, dass es jemals eine Welt ohne Prostitution geben wird. In meinen Augen macht es also mehr Sinn, darüber zu reden, wie wir sie für alle Beteiligten sicher gestalten können, statt sie einfach komplett zu verbieten und damit in den Untergrund zu drängen.

Diskussionen zu verbieten und damit Probleme zu negieren führt nur zu noch mehr Problemen, nicht zu deren Lösung! Ich spreche lieber über Realitäten als Ideale – und über Veränderungsstrategien.

Neue Fotos

Heute Morgen habe ich mir endlich wieder die Zeit (und Motivation) genommen, um mit meinem Fotografen loszuziehen und neue Bilder zu machen. Er macht schon seit 15 Jahren meine Bilder, und wir sind ein eingespieltes Team und haben meist viel Spaß beim Shooting.

Trotzdem muss ich mich da in den letzten Jahren immer irgendwie zu zwingen. Wie manchen Menschen schon in meiner Wohnung auffällt, habe ich nur wenige Spiegel, da ich lieber ins Gefühl gehe als nach außen auf mein Aussehen zu achten. Wenn wir Fotos machen, sind da auch immer sehr viele dabei, auf denen ich mir so gar nicht gefalle. Deswegen kosten mich Shootings in den letzten Jahren immer Überwindung.

Wie immer sind aber auch ein paar wirklich schöne Fotos dabei, und ich freue mich darauf, sie Euch in der nächsten Woche zeigen zu können.

Gerüche

Eines der ersten Dinge, die man als Sexarbeiterin lernt, ist, kein Parfüm zu benutzen. (Auch wenn ich weiß, dass nicht alle Sexarbeiterinnen sich daran halten und das im Escort nicht so eng gesehen wird wie bei kürzeren Dates.) Viele unserer Kunden sind verheiratet, und Frauen sind häufig viel geruchsempfindlicher als Männer, so dass ein fremder Geruch schnell verräterisch sein kann.

Phasenweise benutze ich Duftkerzen in meinem Raum, und selbst das ist schon negativ aufgefallen (wenn auch nicht so schlimm wie der Zigarettengeruch, der immer in dem Studio hing, in dem ich vor Corona gearbeitet habe). Im Sommer verzichte ich darauf, und bei mir selber achte ich darauf, immer frisch geduscht zu sein, benutze aber maximal ein Deo.

Viele Kunden denken jedoch nicht daran, dass das mit dem Geruch auch umgekehrt passiert. Ich bin selber sehr geruchsempfindlich. Eigentlich mag ich es, wenn meine Kunden angenehm riechen. Wenn der Geruch aber nach dem Termin noch im Raum hängt, stört mich das. Auch ich selber mag nicht den Geruch eines Kunden an mir haben. Früher hatte ich mit meinem Ex die Absprache, nie ungeduscht nach Hause zu kommen. Mittlerweile finde ich es einfach auch für mich selbst unangenehm und gehe deswegen meist nicht nur vor einem Termin, sondern auch danach komplett duschen.

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