Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Autor: Tina (Seite 3 von 55)

Altersangaben

Im kaufmich-Forum (das ich eigentlich nicht verfolge) bin ich vor ein paar Tagen über eine Diskussion zum Thema Altersangaben im Profil von Sexarbeiterinnen gestolpert. Eine Sexarbeiterin schlug vor, statt eines Alters eine Altersspanne anzugeben oder alternativ die Möglichkeit zu geben, das Alter ganz wegzulassen. Ihre Argumentation war, dass sie ihr Alter eh immer runtersetzt, da sie „ja deutlich jünger aussieht“.

Das einzige Mal, dass ich mein Alter nach unten korrigiert habe, war ganz am Anfang meiner Sexarbeit. Ich war 23, und im Club wurde gesagt ich sei 19, da „die meisten Männer möglichst junge Frauen wollen“. In der Praxis hat mich das ständig in Schwierigkeiten gebracht, da mein Alter und mein Lebenslauf nicht mehr übereinstimmten und ich mich öfter mal verplappert habe.

Jetzt bin ich 44, und ich möchte selber nicht beurteilen, ob ich danach aussehe oder jünger. Auch mir wird ab und zu gesagt, dass ich jünger aussehe. Wenn ich mich auf Fotos sehe, sieht man manchmal schon mein Alter, finde ich. Was nichts daran ändert, dass ich mit meinem Aussehen im Reinen bin und mich für attraktiv halte.

Ich war nie ein Fan von diesen „weißen Lügen“, und nach einigen sehr negativen Erfahrungen in meinem Privatleben in den letzten Jahren lehne ich sie völlig ab. Ich möchte gesehen werden, ich möchte in Kontakt gehen, und ich möchte einen Eindruck von meinem Gegenüber bekommen. Wenn ich jede kleinste Angabe ständig hinterfragen muss, führt das zu so viel Unsicherheiten, dass der ganze Kontakt in meinen Augen keinen Sinn mehr macht.

Ein letzter Aspekt, der bei dieser Altersdiskussion übersehen wird, ist, dass es nicht immer nur ums Aussehen sind, sondern es durchaus auch wichtig sein kann, in welcher Lebensphase sich jemand befindet. Natürlich kann es attraktiv sein, Sex mit einer 20-jährigen Sexarbeiterin zu haben. Nur: wie viel Erfahrung kann sie haben, wie viel Einfühlungsvermögen, und wie viel Gesprächsstoff findet sich um den Sex herum?

Mythos Privatfrau

Manchmal reagiere ich empfindlich auf Anfragen, bei denen sich der Absender wahrscheinlich nicht viel gedacht hat. So ist es heute Nachmittag passiert, als mir jemand schrieb: „Ich möchte endlich meine Fantasien ausleben und zwar nicht im Bordell oder so sondern bei einer sympathischen natürlichen privaten Dame.“ Meine Antwort fiel wohl etwas harsch aus: „Leider strotzt deine Nachricht für mich nur so von Vorurteilen. Ich werde für Treffen bezahlt, demnach ist das nicht privat sondern mein Beruf. Ich habe auch Erfahrung mit Arbeiten in professioneller Umgebung, also dem was Du so abwertend als Bordell pauschalisierst – und bin stolz auf die Erfahrung und das Können, die ich dabei erworben habe. Ich denke also nicht, dass ich zu Deinen Vorstellungen passe.“

Vor vielen Jahren brachte es mal ein Kunde passend auf den Punkt, indem er sagte: „Ich werde keine private Frau beleidigen, indem ich ihr Geld anbiete und sie damit zu einer Professionellen mache. Und sobald eine Frau dafür Geld nimmt, ist sie eine Professionelle.“ Das Sexarbeiterinnen „das Hobby zum Beruf machen“, ist ein Mythos. Wir unterscheiden sehr deutlich zwischen privatem Sex und Arbeit! Für mich ist Professionalität durchaus etwas Positives, darf aber halt nicht mit privaten Treffen verglichen werden.

Ich verstehe, was manche dieser Kunden sich davon erträumen: eine Frau, die das nur ab und zu macht, wo sie also „etwas Besonderes“ sind, und einen offenen und vielleicht etwas naiven Umgang damit. In der Realität ist es eher so, dass viele Frauen Sexarbeit ausprobieren und es dann nach sehr wenigen Wochen wieder sein lassen, da es doch Fähigkeiten erfordert, die sie nicht besitzen – vor allem die Fähigkeit, sich auf jeden einzulassen und gleichzeitig die eigenen Grenzen zu wahren. Viele Kunden berichten mir dann von der Unzuverlässigkeit dieser Frauen, von kurzfristig abgesagten oder gar versetzten Treffen, oder auch von Forderungen, die an dieser Stelle meiner Meinung nach nichts zu suchen haben: nach Fotos, privaten Informationen, ja nach einer Art Werben (was die meisten Kunden zu umgehen versuchen, indem sie eine Sexarbeiterin anschreiben).

Was Bordelle angeht, so sind dies einfach professionell eingerichtete Räume für erotische Begegnungen – und somit meist einem Hotelzimmer oder privaten Räumen überlegen. Ich mag es, alleine in meiner Wohnung zu arbeiten, da es mir mehr Möglichkeiten (abseits der Sexarbeit) bietet – und vermisse trotzdem manchmal die Möglichkeiten und die sexuell aufgeladene Atmosphäre des Appartements, das ich früher genutzt habe.

Last but not least: Ich habe viele Jahre Erfahrung und Ausbildung in das Thema Sexualität investiert und viel Zeit mit Selbsterfahrung und Reflektion verbracht, um meinen Kunden so begegnen zu können wie ich es heute tue. Das dann als Hobby abgewertet zu sehen und als etwas, das jede Frau einfach so tun könnte, trifft mich.

Summer Slumb

Vor einer Woche bekam ich einen Anruf, ob bei mir alles in Ordnung sei – ich hätte so lange keinen Blog geschrieben und er würde sich Sorgen um mich machen. So sehr ich mich immer freue, wenn ich merke, dass meine Kunden auch außerhalb der Termine an mich denken, so hat dies andererseits mein schlechtes Gewissen getriggert.

Es fällt mir schon seit einigen Monaten schwer, tiefer in mein Schreiben einzutauchen und neue Gedanken und Ideen zu finden bzw diese in die Tastatur zu bringen. Ich hatte gehofft, dass meine Stimmung insgesamt mit dem Frühling wieder aktiver werden würde, aber das war leider nicht der Fall. Im Gegenteil, dieser Sommer macht es mir bisher schwer.

Die stark schwankenden Temperaturen im Juni haben bei mir zu Kreislaufproblemen geführt und mich insgesamt so aus dem Rhythmus gebracht, dass mein Alltag zur Zeit nur aus dem Nötigsten besteht und ich ansonsten viel Zeit mit schlafen und lesen verbringe. Manchmal fühle ich mich faul und unnütz damit, aber häufig kann ich mir auch einfach sagen, dass das eine Phase ist, die auch wieder vorbeigehen wird.

Seit zehn Tagen ist das Wetter jetzt stabiler und ich komme endlich etwas in ein Sommer-Gefühl. Ich bin viel draußen und freue mich auf die warmen Monate, die noch vor uns liegen. Viele Menschen sind jetzt im Urlaub; ich werde den Sommer in Hamburg verbringen und mir die Zeit durch Dates versüßen lassen.

Penisbilder

Neulich war es mal wieder so weit: ein Penisbild zum Frühstück. Im sonstigen Internet gilt das ungefragte Zusenden von Penisbildern mittlerweile als sexuelle Belästigung und ist strafbar. (Es kann sogar ziemlich unkompliziert online angezeigt werden.) Auf erotischen Seiten und für Sexarbeiterinnen scheint das in den Augen vieler Männer noch nicht zu gelten.

Diesmal war das Penisbild begleitet von der Aussage: „Der Kleine hätte Lust auf ein Date.“ Ich habe das dann beantwortet mit: „Es tut mir leid, aber ich treffe mich nur mit erwachsenen Männern, nicht mit einzelnen Körperteilen.“

Ich gehöre auch als Sexarbeiterin zu den Frauen, die mit Penisbildern nichts anfangen können. Es hilft mir noch nicht mal, die Größe einzuschätzen (Zentimeterangaben übrigens auch nicht), und ich finde es weder sexy noch ästhetisch. Ich wähle meine Kunden außerdem nach Sympathie und Zuverlässigkeit aus, nicht nach dem Aussehen – weder im Intimbereich noch insgesamt.

Dankbarkeit

Für mich hat heute ein sehr trauriges Ereignis schöne Erlebnisse für mich ausgelöst. Das ist passiert:

Heute Mittag bekam ich eine Nachricht von einem guten Stammkunden: „Entschuldige die Störung, aber geht es dir gut? Es gehen gerade Schlagzeilen rum, dass heute Morgen auf der Veddeler Brückenstraße eine 44-jährige Frau tödlich verunglückt ist.“ Das ist mein Alter, und Veddeler Brückenstraße ist bei mir um die Ecke. Außerdem wissen fast alle meine Kunden, dass ich viel mit dem Fahrrad unterwegs bin.

Ich konnte ihn beruhigen und habe den Unfall dann gegoogelt. Es war ein typischer Fahrrad-LKW-Unfall beim Abbiegen, wie er leider mehrmals im Jahr in Hamburg passiert, häufig mit tödlichem Ausgang. Und es deckt sich leider mit meinen Erfahrungen, dass die meisten Auto- und LKW-Fahrer viel zu wenig an Fußgänger und Fahrradfahrer denken und auf diese achten. Mir wird mit unschöner Regelmäßigkeit die Vorfahrt genommen, und wenn ich nicht vorausschauend fahren würde, würde ich wohl mehrmals die Woche verunfallen.

Zwei Stunden später bekam ich noch eine Nachricht von einem anderen Stammkunden mit derselben besorgten Nachfrage. Ich freue mich sehr darüber, dass die beiden beim Lesen der Schlagzeile sofort an mich gedacht und sich Sorgen gemacht haben. Gleichzeitig hat das den Unfall für mich noch näher gebracht als das wohl sonst der Fall wäre – es hätte halt wirklich ich sein können.

Kondom-Unfall

Kondome sind eine absolute Notwendigkeit im Paysex und fast alle Sexarbeiterinnen sind sehr routiniert und geschickt im Umgang mit Kondomen. Kondom-Unfälle sind daher sehr selten.

Gerissen ist mir ein Kondom in meiner ganzen Laufbahn nur ein einziges Mal, ganz am Anfang. Reißen tun Kondome, wenn zu viel Reibung entsteht – Benutzung von Gleitmittel verhindert das – oder bei Beschädigungen durch lange Fingernägel o.ä.

Was jedoch vorkommen kann, ist ein Abrutschen des Kondoms. Das passiert vor allem, wenn das Kondom zu groß ist – deswegen benutze ich MySize-Kondome, die es in verschiedenen Größen gibt. Gleitmittel gehört nur auf die Außenseite eines Kondoms; wenn sich an der Innenseite zu viel Gleitmittel befindet (z.B. wegen einer Massage vorher), kann das Kondom abrutschen. Ich wische Gleitmittel deswegen mit einem Tuch ab, bevor ich das Kondom überziehe.

Ab und zu kann ein Kondom abrutschen, weil man einfach zu heftig zugange ist, oder wenn die Errektion schwächelt und man trotzdem weitermacht. Das passiert zum Glück selten, bei mir weniger als ein Mal im Jahr. Gut ist, wenn man schnell genug merkt, dass das Kondom weg ist, und dann ein neues nimmt. Ich als Frau merke das aber meist nicht, sondern dann halt erst danach.

Was ich in so einem Fall mache? Gar nichts, höchstens meinen Kunden beruhigen, dass das nicht so dramatisch ist, wie es im ersten Moment scheint. Ich verhüte, nehme eine Prep und teste mich regelmäßig; ich kann also nicht schwanger werden und die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Kunde von mir eine Krankheit holt, ist sehr gering.

Das Risiko besteht eher für mich, da die meisten meiner Kunden sich nie bis selten testen und daher schon mal unerkannte Infektionen haben können oder aber einfach durch den fremden Kontakt mein System durcheinandergebracht wird. Das fällt dann beim nächsten Test auf und ich kann es behandeln lassen – unangenehm, aber nicht dramatisch.

Unangenehm für mich ist auch das Gefühl danach, denn auch wenn das tatsächliche Risiko gering ist, ist es ein massiver Eingriff in meine Instimssphäre. Kondome helfen mir sehr, emotional eine Grenze zu setzen zwischen Paysex und meinem Privatleben. Wenn diese künstliche Grenze fällt, fühlt sich das unangenehm und übergriffig an (auch wenn es aus Versehen durch einen Unfall passiert).

Sex privat

Vor ein paar Wochen hat einer meiner Gäste zu mir gesagt, dass er gerne mal wüsste, wie es wäre mit mir privat Sex zu haben. Seitdem hat mich die Frage begleitet, inwiefern sich mein Paysex-Sex und mein privater Sex unterscheiden.

Grundsätzlich sage ich ja immer, dass Sex mit (m)einem Partner ganz anders ist als mit einem Kunden. Es ist eine andere Anziehung da und auch mehr Vertrautheit, ich kann mich ganz anders fallen lassen. Ich erlaube mir, mehr auf meine eigenen Wünsche zu hören und einen gemeinsamen Rythmus zu suchen, statt mich voll auf den Mann einzustellen.

Nun bin ich schon seit einer ganzen Weile Single, und wenn ich privat Sex habe, sind es eher Affären – Männer, die ich zwar regelmäßig sehe, aber halt überwiegend für Sex. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich sehr viel fordernder in meiner Sexualität geworden bin. Sex ist hier ein Mittel, meinen Körper zu fühlen, Stress abzubauen – und einfach Spaß zu haben.

Ich lebe gerne in Beziehung, und manchmal fehlt mir die Nähe und Vertrautheit (mehr als der Sex). Nähe und Vertrautheit erlebe ich gerade mit Freunden, und Sex halt losgelöst davon – das funktioniert für den Moment, aber ich würde auch gerne wieder einen Mann in meinem Leben haben, mit dem ich beides verbinden kann.

Internationaler Hurentag

Der Internationale Hurentag wird immer am 2. Juni begangen (in Deutschland seit 1989) und soll an die Diskriminierung und Ausbeutung von Sexarbeiterinnen erinnern. Ausgangspunkt für diesen Tag war der 2. Juni 1975; an diesemTag besetzten 100 Prostituierte die Kirche Saint-Nizier in Lyon (Frankreich).

Anfang der 1970er setzten französische Strafverfolgungsbehören Prostituierte in Frankreich zunehmend unter Druck. Die polizeilichen Repressalien zwangen die Frauen, zunehmend im Verborgenen zu arbeiten. Dadurch entfiel deren Schutz durch die Öffentlichkeit und dies führte zu vermehrten Gewalttaten gegen sie. nach zwei Morden und der fehlenden Bereitschaft der Regierung, die Situation der Prostituierten zu verbessern, besetzten Sexarbeiterinnen in Lyon schließlich eine der örtlichen Krichen – Saint-Nizier in der Rue de Brest – und traten in den Streik. Nach acht Tagen wurde die Kirche durch die Polizei geräumt. Das Ereignis wird als Ausgangspunkt der Hurenbewegung angesehen. (Quelle: Wikipedia)

1975 ist ziemlich lange her, aber die Situation von Sexarbeiterinnen hat sich leider seitdem nicht verbessert, eher im Gegenteil. In Frankreich ist Prostitution mittlerweile komplett verboten und findet nur im Verborgenen statt. Auch Sexarbeiterinnen in Deutschland (das lange Zeit als sehr liberal galt) geraten zunehmend unter Druck, zuletzt durch die Einführung des Prostitutionsschutzgesetzes 2017, die sehr repressiven Corona-Maßnahmen die Sexarbeit betreffend und der Propagierung des Nordischen Modells durch Abolitionistinnen.

In diesem Jahr finden zum Internationelen Hurentag ein Menge Demonstrationen und Verantstaltungen statt, in Deutschland die größte in Berlin. Danke an den Berufsverband Sexarbeit und an alle teilnehmenden Kolleginnen für den Einsatz!

Tantramassage, Tantrasex, Slow Sex

Schon seit vielen Jahren kursiert der Begriff Tantra im Zusammenhang mit Sex und wird dabei immer freier interpretiert. Ursprünglich kommt Tantra aus Indien und ist eine Philosophie im Yoga. Es gibt heute auch westliche Yogastile, die auf der Tantra-Philosophie aufbauen. Parallel dazu gibt es hier im Westen das sogenannte Neo-Tantra. Im Neo-Tantra wird Tantra eng mit erotischen Inhalten verknüpft und mischt sich außerdem mit Selbsterfahrungsmethoden aus den 70er/80er-Jahren.

Die meisten denken bei Tantra zuerst an Tantramassage. Bei einer Tantramassage wird (wie bei jeder anderen Massage) strikt getrennt zwischen Gebendem und Nehmenden. Es handelt sich um eine sinnliche Massage, die dazu einladen soll, den eigenen Körper neu zu entdecken. Das Besondere an der Tantramassage im Vergleich zu vielen anderen Massagearten ist, dass der ganze Körper eingezogen wird, also auch der Intimbereich, und sogar eine besondere Intimassage (Lingam-Massage/ Yoni-Massage) möglich ist. Lust und ein Orgasmus sind bei einer Tantramassage möglich, werden aber nicht forciert, sondern dürfen einfach natürlich geschehen (oder halt auch nicht).

Den Begriff Tantra-Sex finde ich etwas schwierig, vor allem im Zusammenhang mit „ich möchte das mal ausprobieren“. Es gibt eine ganze Reihe erotischer Rituale im Tantra, die zu zweit oder in Gruppen durchgeführt werden. Diese Rituale folgen einem vorher festgelegten Ablauf, mit dem alle Teilnehmer vertraut sein müssen, und haben das Ziel, eine bestimmte Energie zu erschaffen und zu nutzen. Häufig sind Tantra-Rituale verbunden mit Atem- und Visualisierungsübungen. Solche Rituale kann man nicht mal eben so ausprobieren, sondern sie erfordern vorher ein nicht geringes Maß an Wissen, Übung und Vorbereitung.

Vor einigen Jahren machte dann außerdem der Begriff Slow Sex die Runde. Die meisten Menschen interpretieren das einfach als langsamen, sinnlichen Sex. Ursprünglich war Slow Sex aber als eine spirituell-erotische Praxis gemeint, bei der es darum geht, durch ruhige Vereinigung (ohne Erektion, ohne Bewegung) in Verbindung mit Atem und Entspannung neue Erfahrungen zu machen.

Termine ablehnen

Nach einem sehr guten April war der Start in den Mai etwas holprig bis jetzt. Anfang Mai war ich ja für ein paar Tage krank, und danach hat es einige Tage gedauert wieder zurück in meine Alltagsroutine zu kommen. Die Woche war eher ruhig, und ich war froh darüber.

Diese Woche habe ich gleich drei Termine abgelehnt, was mir ein komisches Gefühl gibt. Ich bin Dienstleisterin und Sexarbeit ist ein wichtiges Einkommen für mich; da erscheint es immer paradox, wenn ich Termine von meiner Seite aus ablehne. Es gibt drei Gründe, warum ich das tue:

Ich bin sicher, dass der Termin nicht ernst gemeint ist und der Kunde mit großer Wahrscheinlichkeit nicht kommen wird. Das ist meist der Fall, wenn vorher die Anzeige nicht gelesen wurde und dann z.B. nach Dingen gefragt wird, die ich nicht anbiete. Mittlerweile habe ich ein gutes Gefühl für sowas und mag damit nicht meine Zeit verschwenden.

Der Kunde fragt nach Dingen, die ich nicht anbiete, und will den Termin dann trotzdem, oder fragt nach etwas, dass ich zwar eigentlich anbiete, aber nicht in der Art wie er es sich wünscht. Das ist öfter mal der Fall, wenn es um Dinge geht, die eigentlich in den dominanten Bereich fallen. Ich biete das zwar an, aber mein Raum ist kein Studio und ich keine Domina, und das sage ich auch deutlich. Manchmal erlebe ich dann schöne Spiele, aber wenn ich das Gefühl habe, dass eine Kunde Erwartungen hat, denen ich eindeutig nicht entspreche, lehne ich den Termin ab.

Der dritte Fall ist am schwersten zu beschreiben. Ab und zu (zum Glück nur selten) kommt es vor, dass ein Kunde am Telefon so komisch rüberkommt, dass ich mich unwohl fühle beim Gedanken an ein Treffen. Es können Kleinigkeiten im Ton oder in den Formulierungen sein, die mich am Respekt des Kunden vor mir und meiner Tätigkeit zweifeln lassen. Dann lehne ich den Termin ab, um mir ein unangenehmes Erlebnis zu ersparen, dass mir für mehr als ein paar Stunden den Spaß an meiner Arbeit verdirbt.

In allen drei Fällen bleibt in den Stunden danach ein leiser Zweifel, ob meine Entscheidung richtig war oder ob ich zu empfindlich reagiert habe und den Termin einfach professionell hätte durchziehen sollen. Meine Intuition ist gut, aber natürlich kann ich immer mal falsch liegen und jemandem einen Termin verwehren, mit dem es im Endeffekt gut gelaufen wäre.

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