Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Autor: Tina (Seite 2 von 55)

Frohes Neues Jahr

Nun ist also auch das Jahr 2024 vorbei. Viele Menschen sagen, dass es kein gutes Jahr war, vor allem wegen der politischen Themen des Jahres. Für mich war 2024 eher neutral und ein ruhiges Jahr. Es war ein Jahr ohne Veränderungen; ich habe die meisten Sachen einfach so weiterlaufen lassen wie sie schon Anfang des Jahres waren. Das war okay, aber ist natürlich nichts was ich ewig so fortsetzen kann.

Von Neujahrsvorsätzen halte ich nichts. Trotzdem freue ich mich darauf, im Jahr 2025 wieder aktiver zu werden: mehr zu schreiben, mehr zu planen, Dinge mehr anzugehen. Konkret endlich mal wieder meine Homepages zu überarbeiten und online zu stellen, was ich schon seit Jahren (seit Corona) vor mir herschiebe.

Ich wünsche allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und einen guten Start ins Jahr 2025!

Sexarbeit und Dating

Manchmal werde ich von Kunden gefragt, ob ich eigentlich verheiratet bin oder in einer Beziehung lebe. Ich muss zugeben, dass ich es bei der Beantwortung dieser Frage häufig mit der Antwort nicht so genau nehme, sondern das erzähle, was sich gerade passend anhört.

Manche Männer vertreten die Auffassung, dass kein Mann es ertragen würde, eine Sexarbeiterin als Partnerin zu haben. Das erlebe ich anders. Viele Kolleginnen sind verheiratet und würden ihre Ehen wohl auch als monogam bezeichnen, da sie Sexarbeit halt einfach als ihren Job sehen. Ich habe jahrelang in glücklichen Beziehungen gelebt, in denen meine Arbeit kein großes Thema war. Ich konnte erzählen, wie mein Tag so lief, was mir Spass gemacht hat und was mich geärgert hat, und mein Partner konnte zuhören ohne eifersüchtig zu werden.

Grundsätzlich kann ich mir nicht mehr vorstellen, monogam zu leben. Da liegen aber Ursache und Wirkung umgekehrt: Ich mache Sexarbeit, weil ich nicht-monogam denken und fühlen kann und einen differenzierten Blick auf Sex und Sexualität habe. Ich würde auch niemandem Monogamie versprechen, wenn ich keine Sexarbeit mehr machen würde. In den letzten Jahren hatte ich zwei Begegnungen mit Männern, die da nicht gut mit umgehen konnten. Sie versuchten dann eine Zeit lang, meine Arbeit zu ignorieren, um sie mir schlussendlich zum Vorwurf zu machen.

Wann ich von meiner Arbeit erzähle, ist sehr unterschiedlich, und ich entscheide es situativ. Manchmal ist es schon ziemlich am Anfang Thema, manchmal möchte ich aber auch, dass mein Gegenüber erst andere Aspekte von mir kennenlernt. Wie die meisten Frauen werde auch ich nicht gerne auf meine Sexualität reduziert, und wenn meine Arbeit zum Hauptthema wird passiert das schnell. Manchmal habe ich auch Dates und merke relativ schnell, dass es nicht passt – dann brauche ich mich auch nicht soweit öffnen davon zu erzählen. Wenn ich feststelle, dass ich jemanden gerne regelmäßig sehen würde, erzähle ich von meiner Arbeit und führe gleichzeitig ein Gespräch über Non-Monogamie und Safer Sex. Ich kann verstehen, wenn jemand das nicht in seinem Leben möchte – dann bin ich halt einfach nicht die Richtige für ihn.

Frohe Weihnachten

Ich wünsche Dir ein frohes Weihnachtsfest, ein paar Tage volle Gemütlichkeit, mit viel Zeit zum Ausruhen und Genießen, zum Kräfte sammeln für ein neues Jahr. Ein Jahr ohne Seelenschmerzen, ein Jahr ohne Sorgen, mit so viel Erfolg, wie man braucht, um zufrieden zu sein, und nur so viel Stress, wie vertragen wird, um gesund zu bleiben, mit so wenig Ärger wie möglich und so viel Freude wie nötig, um 365 Tage lang rundherum glücklich zu sein.

Ich möchte mich wie jedes Jahr zu dieser Zeit bei all meinen Kunden bedanken für ein Jahr voll schöner Begegnungen und vor allen Dingen für die häufig schon lange Jahre andauernden Kontakte.

Ich wünsche allen besinnliche Weihnachtstage und einen ruhigen Übergang ins neue Jahr und freue mich auf viele schöne Begegnungen in 2025!


P.S. Ich bin vom 26.-30.12. und ab dem 2.1. für Dates erreichbar.

Kondom-Diskussionen

Etwas, das eigentlich selbstverständlich sein sollte und doch immer wieder Thema ist: Kondome. Die meisten Männer sind zu schlau, um direkt nach AO zu fragen und sich dafür einen Korb einzufangen – aber immer wieder wird es im Termin versucht, mehr oder weniger subtil.

Vor ein paar Wochen hatte ich es ganz krass: Wir waren schon ausgezogen, als er fragte: „Wie häufig lässt du dich eigentlich testen?“ Ich beantwortete die Frage (alle 3 Monate), schob aber gleich hinterher, dass Safer Sex natürlich trotzdem obligatorisch ist. Trotzdem versuchte er mehrfach, mich auf den Rücken zu legen und ohne in mich einzudringen, und wenn ich ihn zurückschob und nach einem Kondom griff, wehrte er das ab mit: „Noch nicht, ich will mich nur ein bisschen an ihm reiben.“ Im Nachhinein betrachtet hätte ich den Termin spätestens beim zweiten Versuch abbrechen und ihn nach Hause schicken sollen.

Irritierender ist es für mich, wenn mir so etwas mit Kunden passiert, die ich schon kenne und mit denen ich mich eigentlich sicher fühle. Irgendwann liege ich dann auf dem Rücken, er über mir, und ich merke wie er mich immer weiter in die Matte drückt und sich immer weiter zwischen meine Beine schiebt, bis ich mit den Oberschenkeln dagegenhalte. Privat ist das ein Spiel, dass ich durchaus genießen kann – bei einem Paydate macht es mich nur sauer und traurig. Schon dieses „nur ein bisschen Reiben“ kann eine Reihe von Krankheiten übertragen, und ich fühle mich durch solche Versuche disrespektiert. Streng genommen ist bei sowas der Konsens für die ganze Begegnung hinfällig.

Umgekehrt kann mich jemand richtig beeindrucken, wenn ich im Termin merke, dass er mitdenkt wenn es um Safer Sex geht. Ich sehe es zwar als meine Aufgabe, das im Auge zu behalten und mich rechtzeitig zu kümmern. Es macht jedoch einfach Spass, wenn ich mich entspannen kann und nicht ständig vorsichtig sein muss, sondern weiss dass ich mich darauf verlassen kann.

Der Leuchtfeuer-Teddy

Jetzt im Advent steht mitten in der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofs wieder ein Tisch voller kleiner Teddybären. Jedes Jahr sehen sie etwas anders aus und doch immer ähnlich: etwa zehn Zentimeter hoch, mit plüschig-weichem Fell und einer roten Schleife um den Hals.

Auf der Schleife steht „Hamburg Leuchtfeuer“, und unter eine Tatze des Teddys ist eine Aids-Schleife gestickt.

„Hamburg Leuchtfeuer“ ist ein Verein, der in Hamburg ein Hospitz betreibt, in der Trauerbegleitung aktiv ist – und sich um HIV-Infizierte und Aids-Kranke kümmert.

In meinem Leben hält sich die Angst vor Aids in Grenzen. Safer Sex gilt sowieso, auch wegen vieler anderer sexuell übertragbarer Krankheiten. Es gibt Krankheiten, die mir viel weniger kontrollierbar erscheinen, allen voran Krebs, aber auch leichter übertragbare Infektionskrankheiten.

Trotzdem kaufe ich jedes Jahr einen Leuchtfeuer-Teddy, und diese Sammlung hat einen besonderen Platz in meiner Wohnung. Für mich sind sie eine Mahnung, mich nicht zu sicher zu fühlen, und ein Aufruf zu Mitgefühl und Toleranz.

(Re-Post vom 07.12.15)

Update und Re-Start

In letzter Zeit bin ich immer wieder mal gefragt worden, ob bei mir alles in Ordnung ist, da ich ja keine Blog-Texte mehr schreibe. Erst mal: Vielen Dank an alle, die regelmäßig meinen Blog lesen und an mich denken!

Mein letzter Beitrag war am 1. Oktober, also vor über zwei Monaten. Oktober war dann ein sehr voller Monat bei mir, irgendwann bin ich nicht mal mehr dazu gekommen den Computer überhaupt hochzufahren. Anfang November hatte ich dann den Super-GAU eines jeden Selbständigen: Mein Telefon funktionierte plötzlich nicht mehr und ich musste die Nummer wechseln.

Zwischendrin habe ich mich auch mal gefragt, ob Blog schreiben überhaupt noch Sinn macht und zeitgemäß ist. Um längere Texte zu schreiben, muss ich den Laptop hochfahren, das kann ich nicht mal eben so nebenbei machen. Fast alle anderen Dinge in meinem Leben mache ich mittlerweile am Handy. Und während ich früher viel bei Facebook unterwegs war und es auch genossen habe, längere Texte zu lesen, bin ich in den letzten Monaten mehr und mehr der Faszination von TikTok verfallen und finde Videos schneller und unterhaltsamer.

Da ich mich jedoch nicht gerne vor der Kamera sehe (zumindest nicht wenn es um Sexarbeit geht), habe ich mich entschieden doch wieder zu schreiben. Schreiben war schon immer mein Weg mich auszudrücken und wird es wohl auch noch eine ganz Weile bleiben.

NEUE TELEFONNUMMER

Seit zwei Tagen funktioniert mein Telefon nicht mehr, die SIM-Karte ist durchgebrannt, und ich habe keine Möglichkeit, kurzfristig eine neue Karte zu erhalten.

Deswegen erreichst Du mich ab sofort unter der Nummer

0176 57902337

Dort dann auch per WhatsApp – bitte das nicht zum chatten nutzen, sondern konkrete Anfragen stellen.

Telefonzeiten

Immer wieder mal werde ich gefragt: „Wann kann ich dich denn telefonisch am besten erreichen?“ Generell zwischen 9:00-21:00, wenn ich nicht arbeite – also bitte einfach versuchen! Stören kann man mich eigentlich nicht, ich lege das Telefon so weit außer Reichweite, dass ich es nicht höre, oder mache es ganz aus, wenn ich nicht telefonieren kann.

Letzte Woche hatte ich gleich drei etwas chaotische Erlebnisse bezüglich des Telefons. Als erstes bekam ich am Dienstagmorgen um kurz nach halb acht eine SMS von einem Stammkunden, der nach einem Termin fragte. Später sagte er, dass er um diese Zeit nicht stören wollte, was ich sehr mitgedacht fand – ich bin zwar meist schon früh wach, aber dann entweder beim Yoga oder häufig auch einfach noch nicht in Stimmung zum Telefonieren. Wir haben den Termin dann per SMS abgesprochen, was aber durch Verzögerungen im Antworten etwas umständlich war (weswegen ich das sonst lieber per Anruf mache).

Samstagnacht hatte ich das Telefon auf Vibrieren gestellt und war schon fast im Bett, als es um 22:26 schellte. Ich habe es gehört und bin trotzdem nicht drangegangen – Anrufe um diese Uhrzeit finde ich einfach unhöflich! Er hat mir dann eine Nachricht auf die Mailbox gesprochen, dass er gerne noch einen Termin fürs Wochenende vereinbaren würde. Die habe ich am Sonntagmorgen früh mit einer SMS beantwortet, habe dann aber nichts mehr von ihm gehört. Das deckt sich mit meiner Erfahrung, dass Anrufe am Abend häufig aus einer Stimmung heraus geschehen und deswegen oft nicht zu konkreten Terminen führen.

Sonntagnacht hatte ich vergessen, mein Telefon auf lautlos zu stellen, sondern es einfach auf dem Schreibtisch im Nebenzimmer liegenlassen. Ich wurde dann vom Telefonklingen geweckt – das erste Mal um 01:15, das zweite Mal um 03:37, und als es um 07:31 wieder schellte war ich zwar schon wach, hatte aber absolut kein Interesse mit diesem Mann zu sprechen. Was stimmt nicht mit jemandem, der mitten in der Nacht unbegründet bei Fremden anruft?!

Ich rufe übrigens von mir aus niemanden zurück, wenn ich nicht eindeutig dazu aufgefordert werde, und gebe mir auch bei SMS Mühe, diese neutral zu formulieren und nicht mit einem Namen zu unterzeichnen.

Stammkunden

In den letzten Jahren mache ich nur wenig Werbung. Ab und zu habe ich trotzdem neue Kunden, aber 80% meiner Kunden sind Männer, die ich schon mal getroffen habe. In der letzten Woche habe ich mir genau darüber Gedanken gemacht.

Gedanklich teile ich Kunden meist nach der Häufigkeit ihrer Besuche auf. Gute Stammkunden, die jeden Monat kommen, habe ich eine handvoll. Die meisten kommen so alle 2-3 Monate, manche auch nur 3-5 Mal im Jahr. Über die Jahre entsteht trotzdem auch mit diesen Kunden eine Art Vertrautheit.

Manchmal dauert es viele Monate, bis mir auffällt, dass ich einen bestimmten Kunden schon lange nicht mehr gesehen habe. Bei mir meldet sich ja niemand ab, wenn er sich entscheidet nicht mehr zu kommen. Manchmal ist es vielleicht auch gar keine bewusste Entscheidung, sondern ergibt sich einfach irgendwie.

Oft tut mir das leid. Verstehen kann ich es trotzdem. Ich erlebe es auch in meinem Leben so, dass die meisten Dinge eine Phase haben. Nach einiger Zeit passen sie einfach nicht mehr, ohne dass es einen bestimmten Grund dafür gibt. Wobei ich manchmal auch hoffe, dass es einen schönen Grund gibt, z.B. eine erfüllende Beziehung. Manchmal sind es wohl auch nicht so schöne Gründe, wie Krankheiten oder private Probleme.

Ich hoffe, doch bei den meisten in angenehmer Erinnerung zu bleiben, so wie es die meisten meiner Kunden bei mir tun. Ich mag es, viele verschiedene Eindrücke und Lebenssplitter zu sammeln; das ist es, was mir an den Begegnungen mit Menschen Freude macht.

Diskretion

Ich habe hier auf diesem Blog schon mehrfach über verschiedene Aspekte von Diskretion gesprochen (wen es interessiert, einfach ins Suchfeld „Diskretion“ eingeben, dann werden mehrere Texte angezeigt). Am letzten Sonntag hatte ich ein Erlebnis, dass mich wieder über dieses Thema nachdenken lässt.

Ich hatte ein privates Date, das erste nach vielen Monaten, mit jemandem, den ich auf einer anderen Internetseite (Joyclub) kennengelernt habe. Wir hatten vorher ein paar Tage geschrieben, und dabei war natürlich auch Arbeit ein Thema. Ich habe erst gesagt, dass ich selbständig sei, und auf sein wiederholtes Nachfragen dann direkt gesagt, dass ich Sexarbeit mache. Generell gehe ich bei Dates offen mit diesem Thema um – je nach Gefühl aber manchmal auch erst beim zweiten oder dritten Date.

Bei unserem Treffen erzählte er dann, dass er einem Freund von mir erzählt hätte, und dieser ihm mein Profil bei kaufmich gezeigt häätte und er daraufhin etwas in meinem Blog gelesen hätte. Erst mal fand ich da nichts dabei, aber im Nachhinein ärgert es mich irgendwie doch.

Wenn ich jemanden kennenlerne, freue ich mich darauf zu erleben, wie die Person auf mich wirkt und was sie mir von sich erzählt. Ich würde auch nie jemanden googeln, bevor ich ihn das erste Mal treffe – was sollen mir seine beruflichen Informationen oder die Bilder auf Facebook helfen? Sie verzerren das Bild eher, dass ich von dieser Person bekommen kann.

Auf kaufmich präsentiere ich mich auf eine bestimmte Art, die nur einen kleinen Teil meiner Person und Persönlichkeit zeigt. Viele Menschen verwechseln diesen Teil aber mit mir als Gesamtperson, und dann ist es extrem schwierig bis unmöglich für mich, dieses Bild wieder zu ändern. Dieses Mal war das zum Glück nicht der Fall. Trotzdem hätte ich es schöner gefunden, wenn er mich einfach so kennengelernt hätte und sich ein unvoreingenommenes Bild gemacht hätte.

Last but not least ärgert mich die Indiskretion dieses Freundes. Gibt es irgendeinen Kunden hier, der es okay fände, wenn in seinem Privatleben herumerzählt wird, dass er ein Profil bei kaufmich hat?! Für mich ist kaufmich (mehr oder weniger) ein Hauptjob und ich gehe da offen mit um. Es gibt aber durchaus Frauen, die das nur nebenbei machen und in ihrem Privatleben auf Diskretion angewiesen sind, um nicht in Schwierigkeiten zu kommen.

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