Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Anrufe mit unterdrückter Rufnummer nehm eich meist gar nicht an. Im besten Fall kommt da halt nichts bei rum, im schlechtesten Fall ist es nervig und verdirbt mir den Tag (wirre Anfragen, Gestöhne, Beleidigungen…). Ab und zu sind die Reflexe schneller als das Denken und ich habe abgenommen, bevor mein Kopf sagen kann: „Unterdrückte Nummer, nicht rangehen!“ So auch bei diesem Anruf:

– „Hallo, hier ist Tina!“
– „Hallo Tina! Ich versuche schon seit Tagen dich zu erreichen!“
– „Dann solltest du nicht mit unterdrückter Nummer anrufen, solche Anrufe nehme ich meist nicht an!“
– „Ich habe einen guten Grund dazu. Ich bringe dir die gute Botschaft von Gott, vom Vater, Sohn und Heiligen Geist. Du musst umkehren und Buße tun!“
– „…“

Ich hab dann relativ schnell einfach aufgelegt. Das hinderte ihn nicht daran, noch mehrmal bei mir und reihum bei allen Kolleginnen im Studio anzurufen. Ich weiß nicht, welche Reaktion er sich erhoffte – ob er überhaupt gläubig ist oder das nur ein kruder Scherz.

Bei mir hinterließ es eine diffuse Wut, die mich einige Tage beschäftigt hat, bis ich ihren Ursprung ergründen konnte. Zum einen sind Religion und Glauben für mich sehr private, ja intime Themen. Darüber so inquisitorisch befragt zu werden, führte dazu, dass ich mich schmutzig fühlte – deutlich mehr als nach einem obszönen Anruf. Hinzu kommt, dass ich die (katholische) Kirche nie so erlebt habe, sondern immer als zugewandt und einladend. Jemanden so gefühllos unter Druck zu setzen ist für mich einfach unchristlich!

Insgesamt denke ich, dass Religion und Politik einfach keine Themen für diesen Rahmen sind, in dem es ja eher um Spaß und Wohlgefühle geht. Da bleibt man lieber bei Smalltalk oder beim eigentlichen Thema.