Wir hatten eine schöne Zeit zusammen, haben danach noch ein wenig geplaudert, und er steht schon an der Tür, als ich sage: „Ich bekomme noch etwas.“ Er reagiert nicht, und ich wiederhole es, und er zuckt merklich zusammen. „Oh, Mist, das ist mir jetzt aber peinlich“, sagt er und greift in die Hosentasche, um mir das Geld zu geben.
Es passiert immer wieder mal, dass ich Kunden an das Geld erinnern muss, und es war noch nie so, dass ich demjenigen dabei Absicht unterstellt habe. Ich sehe es eher als Kompliment, dass die Atmosphäre so entspannt und gemütlich war, dass dieser Aspekt völlig in den Hintergrund getreten ist. Demnach muss es auch niemandem peinlich sein.
Ab und zu passiert es sogar mal, dass beide das Geld vergessen. Vor drei Wochen war ein lieber Stammgast bei mir, wir hatten einen gemütlichen Herbstabend. Ich habe danach nicht sofort aufgeräumt, sondern war erst duschen und sass dann im Bademantel mit einem Kaffee auf der Couch, als mein Telefon schellte und ich seinen Namen auf dem Display hatte – es war ihm also eher aufgefallen als mir; mir fällt es meist beim Aufräumen des Zimmers auf, wenn das Wegpacken des Geldes mit zur Routine gehört. Er hat mir das Geld dann per Paypal geschickt. Auch in anderen Fällen habe ich das Geld immer bekommen, spätestens beim nächsten Termin.
Ich erzähle solche Geschichten gerne (obwohl ich immer etwas Angst habe, mich damit verletzlich zu machen). Ja, ich bin auch mal um Geld betrogen worden bei dieser Arbeit – aber es ist sehr viele Jahre her und mittlerweile überwiegen diese guten Erfahrungen. Ich finde es wichtig, für einen fairen Umgang miteinander zu werben und nicht in ständigem gegenseitigen Mißtrauen zu leben.