Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: Oktober 2025

Studienteilnehmer gesucht ab 65 Jahre

Mittlerweile haben viele meiner Kunden das Renten-Alter erreicht, und an die möchte ich mich heute wenden. An der Fresenius-Hochschule schreibt eine Studentin gerade ihre Bachelor-Arbeit über Sexualität im Alter, und da ich das Thema so spannend finde, möchte ich ihren Aufruf teilen.

Julia G. führt im Rahmen ihrer Psychologie-Bachelor-Arbeit an der Hochschule Fresenius aktuell eine qualitative Studie zum Erleben von Sexualität in höherem Lebensalter durch… Ziel ihrer Studie ist es, einen Beitrag dazu zu leisten, die gesellschaftliche Tabuisierung von Sexualität im Alter weiter aufzubrechen…

Für diese Studie sucht Julia aktuell Interview-Partner:innen aller Geschlechter im Lebensalter zwischen 65 und 80 Jahren, mit denen sie sich im Rahmen eines kurzen Telefonats über ihr Erleben ihrer Sexualität und ihren Umgang mit diesem Thema unterhalten darf… Natürlich werden alle persönlichen Daten dieser Erhebung anonymisiert…

Ich würde mich freuen, wenn der eine oder die andere von euch, die in diese Altersklasse fallen, Lust darauf hätte, an dieser kleinen Studie teilzunehmen… Möglicherweise vielleicht nämlich könnten gerade eure Erfahrungen oder Herangehensweisen dazu beitragen, der Liebe und Lust im hohen Lebensalter ein kleines bisschen mehr von der Wahrnehmung und Achtung zu verschaffen, die sie verdienen…

Hier nochmal die Eckdaten:

Interview: Psychologie-Bacherlor-Arbeit an der Hochschule Fresenius
Geschlecht: alle willkommen
Alter: 65 bis 80 Jahre
Zeitraum: 27.10.-16.11.2025
Ort: per Telefon
Dauer: max. 30 Minuten
Alle persönlichen Daten werden anonymisiert

Falls du das Level 65 bereits hinter dir gelassen hast und Lust darauf hättest, Julias Fragen aus deiner Perspektive heraus zu beantworten, melde dich (bis spätestens 16.11.2025) über mail.studie@gmx.de bei ihr…

Ich würde mich freuen, wenn Julias Studie und ihre Ergebnisse dazu beitragen würden, unseren gesellschaftlichen Blick auf die Sexualität des höheren Lebensalters ein kleines bisschen offener, neugieriger und bestenfalls realistischer zu machen…

Wenn ihr wisst, was es bedeutet, „alt“ zu sein und Lust darauf habt, eure eigenen Erfahrungen, Sichtweisen und Herangehensweisen in dieser Studie mit einfließen zu lassen, meldet euch also von Herzen gerne bei ihr…!

Wie natürlich darf es sein?

Vor kurzem hat mich ein Kunde vor unserem Termin (sehr freundlich) darum gebeten, doch bitte darauf zu achten, mich frisch zu rasieren, da es beim letzten Mal etwas stachelig gewesen sei. Ich fühlte mich ein bisschen ertappt und kam der Bitte natürlich gerne nach.

Die meisten meiner Kunden kommen gerade deswegen zu mir, weil sie meine Natürlichkeit lieben. Doch was genau heißt eigentlich natürlich? Im Sommer bin ich meist ungeschminkt, und auch jetzt schminke ich oft nur ein wenig die Augen. Zum Glück habe ich relativ reine Haut und selten das Bedürfnis, mich deutlich zu schminken. Auf Social Media folge ich einer Sexarbeiterin, die deutlich mehr Hautprobleme hat und diese mit einer dicken Schicht MakeUp überschminkt (was zumindest online richtig gut aussieht). Ich frage mich nur immer, wie ihr MakeUp wohl intensives Schmusen oder gar Spiele mit Öl überstehen würde… meines tut das nämlich so gut wie nie.

Manchmal, wenn ich mich im Spiegel sehe oder auf Schnappschüssen, sehe ich in meinem Gesicht langsam mein Alter. Die Falten auf der Stirn bei intensiven Blicken, die nicht mehr sofort weggehen, oder bei Müdigkeit Spuren um Augen und Mund. Viele Frauen, die oft deutlich jünger sind als ich, bekämpfen das konsequent mit Botox und Co. Ich habe ehrlich gesagt Angst, dass es nicht so wird wie erwartet, und ich mag auch meine Mimik und möchte die nicht glattbügeln. Also doch mehr MakeUp, oder einfach mehr Schlaf und Kosmetik?

Zurück zum Anfang des Textes, manchmal unterschätze ich auch nach so vielen Jahren noch, wie viel Zeit ich für all diese kleinen Dinge brauche: duschen, rasieren, cremen, ein wenig MakeUp – und plötzlich bin ich spät dran und irgendwas bleibt auf der Strecke. So laufe ich seit meinem Urlaub mit unlackierten Nägeln rum, weil ich das ständig vergesse. Ich hoffe dann einfach, dass meine Kunden mit so viel Natürlichkeit leben können.