Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: Juni 2025

Internationaler Hurentag

Der Internationale Hurentag wird immer am 2. Juni begangen (in Deutschland seit 1989) und soll an die Diskriminierung und Ausbeutung von Sexarbeiterinnen erinnern. Ausgangspunkt für diesen Tag war der 2. Juni 1975; an diesemTag besetzten 100 Prostituierte die Kirche Saint-Nizier in Lyon (Frankreich).

Anfang der 1970er setzten französische Strafverfolgungsbehören Prostituierte in Frankreich zunehmend unter Druck. Die polizeilichen Repressalien zwangen die Frauen, zunehmend im Verborgenen zu arbeiten. Dadurch entfiel deren Schutz durch die Öffentlichkeit und dies führte zu vermehrten Gewalttaten gegen sie. nach zwei Morden und der fehlenden Bereitschaft der Regierung, die Situation der Prostituierten zu verbessern, besetzten Sexarbeiterinnen in Lyon schließlich eine der örtlichen Krichen – Saint-Nizier in der Rue de Brest – und traten in den Streik. Nach acht Tagen wurde die Kirche durch die Polizei geräumt. Das Ereignis wird als Ausgangspunkt der Hurenbewegung angesehen. (Quelle: Wikipedia)

1975 ist ziemlich lange her, aber die Situation von Sexarbeiterinnen hat sich leider seitdem nicht verbessert, eher im Gegenteil. In Frankreich ist Prostitution mittlerweile komplett verboten und findet nur im Verborgenen statt. Auch Sexarbeiterinnen in Deutschland (das lange Zeit als sehr liberal galt) geraten zunehmend unter Druck, zuletzt durch die Einführung des Prostitutionsschutzgesetzes 2017, die sehr repressiven Corona-Maßnahmen die Sexarbeit betreffend und der Propagierung des Nordischen Modells durch Abolitionistinnen.

Auch in diesem Jahr finden zum Internationelen Hurentag ein Menge Verantstaltungen statt, u.a. in Leipzig in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche. Danke an den Berufsverband Sexarbeit und an alle teilnehmenden Kolleginnen für den Einsatz!

Richtig schiefgelaufen

In letzter Zeit aktiviere ich ab und zu den „Jetzt verfügbar“ Button bei kaufmich. Das mache ich immer dann, wenn ich gerade mit einem Termin durch bin. Dann nehme ich mir meist Zeit für mich, gehe in Ruhe duschen, trinke einen Kaffee, räume das Zimmer auf. Wenn ich danach nichts mehr vorhabe und noch in der Stimmung bin, kann ich dann auch mal spontan noch einen Termin machen.

Letzten Samstag ist das leider gründlich schiefgegangen. Ich hatte den Button aktiviert und bekam relativ schnell über KM eine Nachricht. Wir hatten schon mal oberflächlich geschrieben, er war jedoch noch nicht bei mir gewesen. Ich bat um einen Anruf, dem er auch nachkam, und wir vereinbarten einen Termin für in 40 Minuten. Über Inhalte sprachen wir nicht.

Als er dann bei mir war, wirkte er merklich gestresst, aufgedreht und unkonzentriert. Ich fragte standardmässig: „Hast du gerade etwas bestimmtes im Kopf, dass du erleben möchtest?“ Er gab keine klare Antwort, sagte nur: „Ich begebe mich ganz in deine Hände.“ Ich interpretierte das als: eher im soften Bereich, und begann mit sanften Berührungen, Nähe, Sinnlichkeit…

Es fiel ihm sehr schwer sich einzulassen, auf meine Berührungen und Nähe und auch später auf eine Massage. Im Endeffekt blieb er nur etwa 40 Minuten – und ich danach etwas ratlos zurück, ob ich etwas hätte anders machen können/ sollen.

Die Lösung fand ich dann zwei Stunden später: Nach unserem Telefonat, bevor er sich auf den Weg zu mir gemacht hat, hatte er mir noch eine Nachricht bei KM geschrieben: „Ich bin zu schüchtern da am Telefon drüber zu sprechen, aber ich würde gerne XYZ (alles bizzare Spieltechniken) mit dir erleben.“ Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich bei KM aber längst ausgelogt, die Nachricht also nicht bekommen.

Jetzt frage ich mich, bei wem der Fehler lag und wie sich das in Zukunft verhindern lässt. Eine wirkliche Lösung gibt es wohl nicht – wenn mein Kunde nicht mit mir redet, kann ich Wünsche nicht erfüllen. Ich kann zwar gut in Körpern lesen, aber Gedanken leider nicht.