Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: September 2024

Stammkunden

In den letzten Jahren mache ich nur wenig Werbung. Ab und zu habe ich trotzdem neue Kunden, aber 80% meiner Kunden sind Männer, die ich schon mal getroffen habe. In der letzten Woche habe ich mir genau darüber Gedanken gemacht.

Gedanklich teile ich Kunden meist nach der Häufigkeit ihrer Besuche auf. Gute Stammkunden, die jeden Monat kommen, habe ich eine handvoll. Die meisten kommen so alle 2-3 Monate, manche auch nur 3-5 Mal im Jahr. Über die Jahre entsteht trotzdem auch mit diesen Kunden eine Art Vertrautheit.

Manchmal dauert es viele Monate, bis mir auffällt, dass ich einen bestimmten Kunden schon lange nicht mehr gesehen habe. Bei mir meldet sich ja niemand ab, wenn er sich entscheidet nicht mehr zu kommen. Manchmal ist es vielleicht auch gar keine bewusste Entscheidung, sondern ergibt sich einfach irgendwie.

Oft tut mir das leid. Verstehen kann ich es trotzdem. Ich erlebe es auch in meinem Leben so, dass die meisten Dinge eine Phase haben. Nach einiger Zeit passen sie einfach nicht mehr, ohne dass es einen bestimmten Grund dafür gibt. Wobei ich manchmal auch hoffe, dass es einen schönen Grund gibt, z.B. eine erfüllende Beziehung. Manchmal sind es wohl auch nicht so schöne Gründe, wie Krankheiten oder private Probleme.

Ich hoffe, doch bei den meisten in angenehmer Erinnerung zu bleiben, so wie es die meisten meiner Kunden bei mir tun. Ich mag es, viele verschiedene Eindrücke und Lebenssplitter zu sammeln; das ist es, was mir an den Begegnungen mit Menschen Freude macht.

Diskretion

Ich habe hier auf diesem Blog schon mehrfach über verschiedene Aspekte von Diskretion gesprochen (wen es interessiert, einfach ins Suchfeld „Diskretion“ eingeben, dann werden mehrere Texte angezeigt). Am letzten Sonntag hatte ich ein Erlebnis, dass mich wieder über dieses Thema nachdenken lässt.

Ich hatte ein privates Date, das erste nach vielen Monaten, mit jemandem, den ich auf einer anderen Internetseite (Joyclub) kennengelernt habe. Wir hatten vorher ein paar Tage geschrieben, und dabei war natürlich auch Arbeit ein Thema. Ich habe erst gesagt, dass ich selbständig sei, und auf sein wiederholtes Nachfragen dann direkt gesagt, dass ich Sexarbeit mache. Generell gehe ich bei Dates offen mit diesem Thema um – je nach Gefühl aber manchmal auch erst beim zweiten oder dritten Date.

Bei unserem Treffen erzählte er dann, dass er einem Freund von mir erzählt hätte, und dieser ihm mein Profil bei kaufmich gezeigt häätte und er daraufhin etwas in meinem Blog gelesen hätte. Erst mal fand ich da nichts dabei, aber im Nachhinein ärgert es mich irgendwie doch.

Wenn ich jemanden kennenlerne, freue ich mich darauf zu erleben, wie die Person auf mich wirkt und was sie mir von sich erzählt. Ich würde auch nie jemanden googeln, bevor ich ihn das erste Mal treffe – was sollen mir seine beruflichen Informationen oder die Bilder auf Facebook helfen? Sie verzerren das Bild eher, dass ich von dieser Person bekommen kann.

Auf kaufmich präsentiere ich mich auf eine bestimmte Art, die nur einen kleinen Teil meiner Person und Persönlichkeit zeigt. Viele Menschen verwechseln diesen Teil aber mit mir als Gesamtperson, und dann ist es extrem schwierig bis unmöglich für mich, dieses Bild wieder zu ändern. Dieses Mal war das zum Glück nicht der Fall. Trotzdem hätte ich es schöner gefunden, wenn er mich einfach so kennengelernt hätte und sich ein unvoreingenommenes Bild gemacht hätte.

Last but not least ärgert mich die Indiskretion dieses Freundes. Gibt es irgendeinen Kunden hier, der es okay fände, wenn in seinem Privatleben herumerzählt wird, dass er ein Profil bei kaufmich hat?! Für mich ist kaufmich (mehr oder weniger) ein Hauptjob und ich gehe da offen mit um. Es gibt aber durchaus Frauen, die das nur nebenbei machen und in ihrem Privatleben auf Diskretion angewiesen sind, um nicht in Schwierigkeiten zu kommen.