Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: Mai 2024

Tantramassage, Tantrasex, Slow Sex

Schon seit vielen Jahren kursiert der Begriff Tantra im Zusammenhang mit Sex und wird dabei immer freier interpretiert. Ursprünglich kommt Tantra aus Indien und ist eine Philosophie im Yoga. Es gibt heute auch westliche Yogastile, die auf der Tantra-Philosophie aufbauen. Parallel dazu gibt es hier im Westen das sogenannte Neo-Tantra. Im Neo-Tantra wird Tantra eng mit erotischen Inhalten verknüpft und mischt sich außerdem mit Selbsterfahrungsmethoden aus den 70er/80er-Jahren.

Die meisten denken bei Tantra zuerst an Tantramassage. Bei einer Tantramassage wird (wie bei jeder anderen Massage) strikt getrennt zwischen Gebendem und Nehmenden. Es handelt sich um eine sinnliche Massage, die dazu einladen soll, den eigenen Körper neu zu entdecken. Das Besondere an der Tantramassage im Vergleich zu vielen anderen Massagearten ist, dass der ganze Körper eingezogen wird, also auch der Intimbereich, und sogar eine besondere Intimassage (Lingam-Massage/ Yoni-Massage) möglich ist. Lust und ein Orgasmus sind bei einer Tantramassage möglich, werden aber nicht forciert, sondern dürfen einfach natürlich geschehen (oder halt auch nicht).

Den Begriff Tantra-Sex finde ich etwas schwierig, vor allem im Zusammenhang mit „ich möchte das mal ausprobieren“. Es gibt eine ganze Reihe erotischer Rituale im Tantra, die zu zweit oder in Gruppen durchgeführt werden. Diese Rituale folgen einem vorher festgelegten Ablauf, mit dem alle Teilnehmer vertraut sein müssen, und haben das Ziel, eine bestimmte Energie zu erschaffen und zu nutzen. Häufig sind Tantra-Rituale verbunden mit Atem- und Visualisierungsübungen. Solche Rituale kann man nicht mal eben so ausprobieren, sondern sie erfordern vorher ein nicht geringes Maß an Wissen, Übung und Vorbereitung.

Vor einigen Jahren machte dann außerdem der Begriff Slow Sex die Runde. Die meisten Menschen interpretieren das einfach als langsamen, sinnlichen Sex. Ursprünglich war Slow Sex aber als eine spirituell-erotische Praxis gemeint, bei der es darum geht, durch ruhige Vereinigung (ohne Erektion, ohne Bewegung) in Verbindung mit Atem und Entspannung neue Erfahrungen zu machen.

Termine ablehnen

Nach einem sehr guten April war der Start in den Mai etwas holprig bis jetzt. Anfang Mai war ich ja für ein paar Tage krank, und danach hat es einige Tage gedauert wieder zurück in meine Alltagsroutine zu kommen. Die Woche war eher ruhig, und ich war froh darüber.

Diese Woche habe ich gleich drei Termine abgelehnt, was mir ein komisches Gefühl gibt. Ich bin Dienstleisterin und Sexarbeit ist ein wichtiges Einkommen für mich; da erscheint es immer paradox, wenn ich Termine von meiner Seite aus ablehne. Es gibt drei Gründe, warum ich das tue:

Ich bin sicher, dass der Termin nicht ernst gemeint ist und der Kunde mit großer Wahrscheinlichkeit nicht kommen wird. Das ist meist der Fall, wenn vorher die Anzeige nicht gelesen wurde und dann z.B. nach Dingen gefragt wird, die ich nicht anbiete. Mittlerweile habe ich ein gutes Gefühl für sowas und mag damit nicht meine Zeit verschwenden.

Der Kunde fragt nach Dingen, die ich nicht anbiete, und will den Termin dann trotzdem, oder fragt nach etwas, dass ich zwar eigentlich anbiete, aber nicht in der Art wie er es sich wünscht. Das ist öfter mal der Fall, wenn es um Dinge geht, die eigentlich in den dominanten Bereich fallen. Ich biete das zwar an, aber mein Raum ist kein Studio und ich keine Domina, und das sage ich auch deutlich. Manchmal erlebe ich dann schöne Spiele, aber wenn ich das Gefühl habe, dass eine Kunde Erwartungen hat, denen ich eindeutig nicht entspreche, lehne ich den Termin ab.

Der dritte Fall ist am schwersten zu beschreiben. Ab und zu (zum Glück nur selten) kommt es vor, dass ein Kunde am Telefon so komisch rüberkommt, dass ich mich unwohl fühle beim Gedanken an ein Treffen. Es können Kleinigkeiten im Ton oder in den Formulierungen sein, die mich am Respekt des Kunden vor mir und meiner Tätigkeit zweifeln lassen. Dann lehne ich den Termin ab, um mir ein unangenehmes Erlebnis zu ersparen, dass mir für mehr als ein paar Stunden den Spaß an meiner Arbeit verdirbt.

In allen drei Fällen bleibt in den Stunden danach ein leiser Zweifel, ob meine Entscheidung richtig war oder ob ich zu empfindlich reagiert habe und den Termin einfach professionell hätte durchziehen sollen. Meine Intuition ist gut, aber natürlich kann ich immer mal falsch liegen und jemandem einen Termin verwehren, mit dem es im Endeffekt gut gelaufen wäre.

Krankheit

Jetzt war ich tatsächlich mal wieder ein paar Tage richtig krank. Schon letzte Woche hab ich mich nicht richtig fit gefühlt, Freitagabend ging es mir dann gar nicht mehr gut, mit Husten und Erkältungssymptomen. Es ist leider auch nicht besser geworden, sondern das Wochenende habe ich komplett im Bett verbracht und Montag und Dienstag noch überwiegend zu Hause.

So etwas stellt mich immer gleich vor mehrere Herausforderungen. Zum einen bin ich so selten krank, dass ich da nur sehr wenig Geduld mit mir und meinem Körper habe und arg genervt bin. Nicht zum Sport zu gehen ist das eine, aber auch nicht zum Pferd ist schwierig, und wenn ich wie diesmal das Gefühl habe, mich so auf gar nichts konzentrieren zu können, bin ich echt mies gelaunt.

Zum anderen sage ich nur sehr ungerne Dates ab bzw lehne Anfragen ab. Mein Verantwortungsgefühl kämpft also mit dem Gedanken, dass ich meinem Kunden meine volle Aufmerksamkeit und Kraft schulde, und natürlich möchte ich auch niemandem mit irgendwas anstecken. Mittlerweile löse ich das gerne so, dass ich dem Kunden direkt sage, dass ich mich nicht so fit fühle, und es ihm überlasse, ob er den Termin trotzdem möchte oder ob wir das verschieben.

Heute geht es mir langsam besser. Morgen werde ich wieder zum Stall fahren, Sport erst nächste Woche wieder. Ich hoffe, dass ich trotzdem ein wenig schönes Wetter genießen kann – vielleicht wird es ja jetzt Sommer.