Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: Juli 2020

Corona-Update

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Vor ein paar Tagen gab es auf der Reeperbahn eine zweite Demonstration für die Aufhebung der Corona-Verbote im Rotlicht-Gewerbe. Seitdem steht für Hamburg und den gesamten Norden (Schlesweig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen) wieder 1.9. als Startdatum im Raum – vorausgesetzt, das Ferienende löst keine offensichliche zweite Welle aus.

Ich freue mich nicht so sehr wie ich es wohl eigentlich sollte. Zum einen glaube ich noch nicht wirklich daran. Zum anderen bin ich zwar normalerweise nicht ängstlich, aber auch kein Corona-Leugner. Wir sind in Deutschland bis jetzt gut davongekommen. Die Toten in anderen Ländern sind real!

Ich wünsche mir eine Rückkehr zur Normalität, aber etwas mehr Vorsicht und ein risikobewuster Umgang mit Infektionskrankheiten würde uns allen dauerhaft gut bekommen. Das fängt schon damit an, zu Hause zu bleiben, wenn man nicht fit ist – und endet bei der Maske, um sich selbst und andere im öffentlichen Raum zu schützen.

P-Größe und P-Bilder

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Meinen letzten Blog habe ich über die Frage der passenden Kondomgröße geschrieben und dafür sehr viel Feedback bekommen. Damit hatte ich nicht gerechnet; es gibt deutlich mehr Männer, die sich mit dem Thema schon beschäftigt haben, als ich erwartet hätte.

Ein paar Mails sind dann abgewichen und haben sich allgemeiner mit der Frage der Penisgröße beschäftigt. Das scheint für Männer echt ein wichtiges Thema zu sein (vielleicht vergleichbar mit der Frage nach der Größe der Brüste bei Frauen). Zu groß, zu klein, eher Mittelmaß – dick, dünn, etwas krumm – da kann man(n) sich schnell Komplexe einreden und/ oder nach Bestätigung suchen.

Als Frau bin ich eher irritiert, wenn mich jamnd nach meinen Penis-Vorlieben fragt (und dabei wohl hofft, dass meine Vorlieben seiner Ausstattung entsprechen). Ich halte es eher mit dem Motto: „Es kommt nicht auf den Hammer an, sondern wie man damit hämmert.“ Wenn die Chemie zwischen mir und einem Mann nicht passt, nützt mir auch der tollste Schwanz nichts!

Eine heftige Reaktion habe ich ausgelöst, als ich die Zusendung eines Penisbildes ablehnte. (Manchmal kriege ich die auch ungefragt zugesand.) Jungs, ganz ehrlich, was bringt Euch das? Ich kann anhand solcher Bilder eh nichts beurteilen, da meist ein Referenzrahmen fehlt (und ich auch mit cm-Angaben nur wenig anfangen kann). Und solche Bilder törnen mich einfach ab! Ich mag Erotik, Kontakt, Kribbeln, einen Körper erkunden und entdecken, als Gesamtbild. Nackte Tatsachen vor dem ersten Treffen sind da so effektiv wie ein Schlag ins Gesicht.

Kondomgrößen

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Kondome in unterschiedlichen Größen sind ja immer noch die Ausnahme; von den meisten Firmen gibt es nur eine Einheitsgröße und vielleicht noch XL. Ich kenne auch nur wenige Männer, die sich jemals ernsthaft Gedanken darüber gemacht haben, welche Kondome sie benutzen – privat keinen einzigen, in der Sexarbeit habe ich das bei zwei Männern erlebt.

Letztens habe ich zum ersten Mal Kondome von MySize gesehen und finde das Konzept ziemlich überzeugend. Jetzt überlege ich, von jeder Größe eine kleine Packung zu kaufen – falls jemand Lust zum Ausprobieren hat und/ oder sich schon mal mit dem Thema beschäftigt hat.

Andererseits sind MySize-Kondome deutlich teurer als Standard-Kondome von London, die ich sonst benutze. Für mich als Frau macht das keinen Unterschied, und es fällt mir schwer zu beurteilen, wie groß der Mehrwert für einen Mann ist – und wer überhaupt Lust auf solche Experimente hat.

Kaufmich als Community

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Seit dem 15. März herrscht so gut wie überall in Deutschlang ein Corona-bedingtes Prostitutionsverbot. Dadurch ist der Sinn dieser Seite eigentlich hinfällig. (Ich habe kein Angebot für Chats oder Webcam oder Fotos/Video-Verkauf, und würde mir dafür wohl auch eher eine dafür ausgelegte Seite suchen.)

Trotzdem bin ich im Moment fast häufiger hier als sonst. Mein Alltag ist ruhiger und ich habe Zeit zum Nachdenken und zum Schreiben. Ich schreibe Blogs, die nicht auf indirekte Werbung abzielen, sondern sich eher mit allgemeinen Themen beschäftigen. Und ich bekomme Mails, nicht nur von Stammgästen, die in Kontakt bleiben wollen, sondern auch von Männern aus anderen Teilen von Deutschland, die ich wohl nie treffen werde, mit denen sich aber ein schöner Austausch ergibt.

Ich mag diesen Community-Charakter von Kaufmich, der gerade für mich mehr in den Vordergrund tritt. Ich würde mir vielleicht sogar einen Forums-Bereich wünschen, nicht nur für Escorts, sondern auch für den Austausch von Escorts und Kunden untereinander. Im Moment passiert das ansatzweise unter den Blogs einzelner Frauen oder in den Artikelkommentaren im Magazin, aber das finde ich keinen schönen Rahmen dafür.

Kaufmich ist im Moment für mich ein Schutzraum und eine Zuflucht in einer Zeit, in der Sexarbeit in der Gesellschaft wieder mehr ins Abseits gedrängt wird.

Film: Haus der Sünde

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Einer meiner Lieblingsfilme über Prostitution ist „Haus der Sünde“ (2012, Regie: Bertrand Bonelle, Originalsprache Französisch). Der Film erzählt in wunderschönen Bildern von den letzten Monaten des Pariser Edelbordells „L’Appolonide“, bevor es zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschlossen wurde.

Es wird der Alltag der Mädchen gezeigt, eine Reihe wunderschöner junger Frauen in Kleidern, Korsetts und MakeUp, gegen die ein moderner Saunaclub einfach nur billig und vulgär wirkt. Dazu Partys, Spiele und Champagner. Aber unter der Oberfläche auch Einsamkeit, Unfreiheit und Krankheit.

Der Film hat künstlerische Bilder, wie eine Raubkatze, die durchs Bild streift, und das Schicksal einer Hure, der ein Freier das Gesicht zerschneidet. Überwiegen tut bei mir aber der Eindruck eines Lebensgefühls, in dem man sich verlieren kann – und das ich auch heute noch an manchen Orten so erlebt habe. Ein Leben, immer auf der Kippe zwischen Luxus und Elend…

Sexarbeit im Hotel

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Gestern habe ich einen Artikel gelesen, in dem es darum ging, dass jetzt (in Zeiten des Corona-Verbots) viele Sexarbeitende ihre Dienste in Hotels anbieten würden, häufig mit Wissen der Hotelbetreiber, und sich in einigen Hotels ganze Flügel als illegale Bordelle etabliert hätten.

Ich war sehr erstaunt darüber, denn bis jetzt hatte ich eher den Eindruck, dass die Hotel-Branche es sehr ungern sieht, wenn ihre Zimmer rein für Sex genutzt werden. (Das gilt nicht nur für Sexarbeit, sondern auch für private Swingerpartys.) Escorts werden in Hotels meist geduldet, aber gerne gesehen werden sie nicht. Ich mache eh nicht gerne Hotelbesuche, aber im Moment hätte ich echt Angst, von einem übereifrigen Hotelmitarbeiter angeschwärzt zu werden. (Seien wir ehrlich: Wir geben uns Mühe diskret zu sein, aber wer darauf achtet, kann leicht den Unterschied zwischen einer mitreisenden Begleiterin oder einem Date und einem Escort erkennen.)

Hier auf Kaufmich habe ich vor Corona mal gelesen, dass manche Escorts ihre Touren nicht in Appartements, sondern in Hotels planen. Da stellten sich mir dann zwei Fragen: Wenn man mehr als ein oder zwei Gäste am Tag hat (was bei Touren ja Sinn der Sache ist), fällt das schnell auf und frau läuft Gefahr, aus dem Hotel geworfen zu werden. Und: Wie macht sie das mit Bettwäsche und Handtüchern? Die Hotels, in denen ich im Urlaub absteige, haben maximal zwei Sets Handtücher im Bad. Ich lege schon Wert darauf, dass jeder Kunde ein sauberes Handtuch hat, und wenn ich nach jedem Termin dusche, komme ich mit einem Handtuch am Tag auch nicht sehr weit. Auch bin ich kein Fan davon, einfach ein Handtuch unterzulegen, sondern ziehe lieber nach jedem Termin ein frisches Laken aufs Bett.

Alles in allem scheinen mit Hotels also keine ideale Arbeitsumgebung (außer vielleicht für einen langen Abend mit einem Kunden oder ein Overnight). Wenn der oben erwähnte Artikel recht hat (wovon ich ausgehe), laufen diese Hotels außerdem Gefahr, bald Ziel einer Razzia zu werden. Das kostet die Frauen dann Strafe und gibt für die Hotelbetreiber evtl sogar Ärger wegen Betrieb eines illegalen Bordells.

Fifty Shades of Grey

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In den letzten Tagen hatte ich abends viel Zeit, aber wenig Energie. Ich habe dann auf der Couch gelegen und alle drei Filme von „Fifty Shades of Grey“ geguckt; das hatte ich schon lange mal vor. Ich hatte die Bücher gelesen, als sie gerade herauskamen (auf Englisch) und mochte sie. Doch als dann der Hype darum losging, hat mich das genervt.

Ich mochte auch die Filme; sie sind sehr nah am Buch. Beides ist Unterhaltung ohne Tiefgang, eine typische Cinderella-Story. Mittelmäßig geschrieben und genauso verfilmt; eine seichte Story mit guten Erotik-Szenen. Ich habe schon dutzende ähnlicher Bücher gelesen und verstehe nicht, warum „Fifty Shades of Grey“ zu etwas Besonderem geworden ist.

Es wird ja behauptet, dass „Fifty Shades of Grey“ das Interesse vieler Menschen an BDSM geweckt hat. Das glaube ich nicht. In den Geschichten gibt es zwar einige Spiele, die nicht nur Blümchen-Sex sind, aber mit echtem BDSM hat es doch nur sehr wenig zu tun.

Ansonsten habe ich einfach das Gefühl, dass „Fifty Shades of Grey“ eines der Bücher ist, über die jeder redet und zu denen jeder eine Meinung hat – die aber viele dieser Menschen gar nicht selbst gelesen haben. Das ist bei vielen Büchern so, gerade bei erotischen Geschichten; ich habe das häufig erlebt, wenn es um „Geschichte der O“ oder den Marquis de Sade ging.

„Gerade sehr gefragt“

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Heute Morgen ist mir zum ersten Mal die goldene Flamme auf meinem Profil aufgefallen. Sie steht dafür, dass mein Profil „gerade sehr gefragt“ ist, ich also überdurchschnittlich viele Mail als Erstkontakte hatte und Klicks auf meine Telefonnummer.

Das sagt im Moment wohl eher etwas darüber aus, wie wenig hier auf Kaufmich los ist. Noch viel weniger Frauen schreiben Blogs, daher habe ich relativ viele Profilbesuche.

Ich bin immer wieder erstaunt, wenn sich Frauen hier im Blog darüber auslassen, dass es für sie unmöglich ist, alle Nachrichten zu beantworten, da dass zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Mir ist das noch nie passiert.

Gestern habe ich hier mit sieben Männern geschrieben und hatte drei Anrufe. Auch außerhalb von Corona wäre das für mich der Durchschnitt an Kontakten, eher sogar ein guter Tag. Natürlich führt nicht jeder Kontakt auch zu einem Termin.

Als ich Vollzeit Sexarbeit gemacht habe, hatte ich 8-12 Termine in der Woche. Als Nebenjob plane ich nur noch so 4-6 Dates die Woche. Da kann ich gut von leben, aber reich werde ich damit nicht.

Geld und Anerkennung

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Es heißt immer wieder, dass Sexarbeit „leicht verdientes Geld“ sei. Das finde ich nicht. Im Gegenteil, es ist eine ziemliche Anstrengung, bei dieser Arbeit nicht die Perspektive und damit längerfristig den Halt zu verlieren. Außerdem gibt es viele Übergriffe in diesem Job; eine Frau muss Stärke und klare Grenzen haben.

Es gibt aber auch etwas, dass man in diesem Job schneller und klarer bekommen kann als in fast jedem anderen: Anerkennung. Dass jemand bereit ist, einen nicht unerheblichen Geldbetrag dafür zu bezahlen, Sex mit mir zu haben, Zeit mir mir zu verbringen, sich das wünscht was ich insgesamt zu bieten habe – das ist in meinen Augen eine enorme Anerkennung.

Ein Date perfekt zu gestalten, so dass der Kunde befriedigt und entspannt geht danach, ist eine Kunst und etwas, dass frau lernen kann und muss. Und es kann ein wahnsinniger Kick sein.

Ich ziehe meine Lust nur selten aus dem Sex an sich, sondern zumeist aus dem Flow. Aus der Macht, perfekte Momente erschaffen zu können, mich absolut in den anderen einzufühlen, seine Wünsche zu erfüllen.

Wenn es nur um Geld ginge, würde ich wohl schon lange keine Sexarbeit mehr machen. Es ist dieser Tanz um Macht und Anerkennung zwischen Anbieterin und Kunden, der es für mich immer wieder spannend macht.

Corona als Ausstieg

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Gestern habe ich Fotos gesehen von einer Frau, mit der ich mal im selben Appartement gearbeitet habe. Sie hatte Fotos machen lassen im Business-Outfit, ganz seriös, um damit Werbung für eine neue Tätigkeit zu machen.

Sexarbeit ist seit über drei Monaten verboten und wird es wohl noch für viele Monate sein. Viele Frauen fangen spätestens jetzt an, sich nach alternativen Einkommensmöglichkeiten umzusehen. Eine Freundin von mir gibt wieder Wellness-Massagen, obwohl sie jahrelang betont hat, da überhaupt keinen Nerv mehr drauf zu haben. Sie wird später zur Sexarbeit zurückkehren – aber wie viele Frauen werden das nicht mehr tun?

Ich bin gerade auch an dem Punkt. Mein Nebenjob, mit dem ich die Corona-Zeit überbrücken wollte, dümpelt so vor sich hin und wird mich wohl nicht mehr weit bringen. Sexarbeit geht noch für eine ganze Weile nicht. Wenn ich mich jetzt neu orientiere, ein Konzept erstelle, Bewerbungen schreibe – wieviel Sinn macht das, und gehe ich dann wirklich in ein paar Monaten zurück?