Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: August 2019

Der Freier im Nordischen Model

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


In den letzten Jahren wieder viel über das „Nordische Model“ diskutiert: Das Verbot der Prostitution, bei dem aber nicht die Frauen, sondern die Kunden bestraft werden. Begründet wird dieses Vorgehen mit dem Bild der armen, ausgebeuteten, hilflosen Frauen und der brutalen, missbrauchenden, frauenverachtenden Männer.

Es gibt diese Männer, und auch Frauen die ihnen zum Opfer fallen. Aber meinen Erfahrungen nach ist das eher die Ausnahme. Die Männer, denen ich täglich im Appartement (und im Inter begegne, als meine Kunden oder die Kunden von Kolleginnen, sind durchgehend nett, gepflegt, rücksichtsvoll, und machen sich teilweise sehr viele Gedanken über ihr Handeln und die Frauen, die sie bezahlen.

Das heißt nicht, dass alles nur eitel Sonnenschein ist. Ich habe auch meine Erlebnisse mit doofen Anfragen, nicht stattfindenden Terminen und mißglückten Treffen. Aber wohl nicht mehr als in jeder anderen Branche und bei wohl jeder zwischenmenschlichen Interaktion.

Mal davon abgesehen, dass das Nordische Model auch allen Frauen in der Sexarbeit massiv schadet, finde ich es einfach den Männern gegenüber unfair. Ich erlebe Sexarbeit in der Praxis als ein Geschäft zwischen Gleichberechtigten, bei dem beide Seiten gewinnen können, aber auch jede Seite ein Risiko eingeht (Frauen werden versetzt und verlieren Zeit und Geld; Männer zahlen Geld für mangelnden Service).

Kunden und Sexarbeiterinnen sitzen im selben Boot. Ich würde mir wünschen, dass dieses Geschäft einfach gleichberechtigt neben anderen Branchen anerkannt wird, statt ständige irgendwelchen Sonderregelungen unterworfen.

Urlaub

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Diese Woche habe ich Urlaub. Das funktioniert für mich nur, wenn ich wegfahre – weg von Hamburg, weg von meinem Alltag. Sonst komme ich nicht zur Ruhe, sondern lasse mich doch dazu hinreißen „nur den einen Termin für einen guten Stammgast“ zu machen oder mir ein strenges Programm aus Sport und Schreibtischarbeit aufzuladen.

Diesmal bin ich in der Nähe von Dresden, mittem im Elbsandsteingebirge und gleichzeitig mit der Stadt in Reichweite, um tagsüber wandern und abends bummeln zu gehen. Viel Zeit verbringe ich aber auch einfach mit Entspannen: Lesen, Schlafen, Schreiben, Träumen… Ich brauche ein paar Tage, um überhaupt von meinem Alltags-Tempo runterzukommen, und dann kommt erst mal die große Müdigkeit.

Gleichzeitig ist Urlaub auch immer eine Zeit, in der ich mit etwas Abstand auf mein Leben sehen kann und mir Gedanken darüber mache, was gut läuft und was ich gerne ändern würde. In der Sexarbeit wiederholen sich manche Themen ständig, weswegen ich nicht mehr viel Energie darauf verwende. In den letzten Jahren ist es mein Zweitjob, der mich beschäftigt, und meine Fortbildungen. Gerade ist da wieder viel Bewegung drin, und so einiges kann sich neu sortieren und ausrichten.

Einen immer wichtigeren Part in meinem Leben nimmt in den letzten Jahren mein Schreiben ein. Meine Texte sind jedoch immer noch ziemlich unsortiert, ich würde mir da mehr Zeit und Planung für wünschen – so wird es nie was mit einem Buch…

Diese Woche bewege ich mich also ohne festes Tempo durch den Tag, nur von meinen Stimmungen und Launen getrieben. Für nächte Woche mache ich schon wieder Termine; dann ist das Tempo wieder hochgefahren und ich jongliere zwischen Appartement und meinen anderen Verpflichtungen hin und her. Ich hoffe, dass ich bis dahin viel neue Kraft, Inspiration und Motivation gesammelt haben werde!