Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: Februar 2019

Eine Lanze für Betreiberinnen

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


In der aktuellen Anti-Prostitutions-Debatte werden Prostituierte gerne als Opfer dargestellt, die von allen ausgenutzt werden – neben Freiern und Zuhältern sind die „Bösen“ in dem Spiel gerne auch die Betreiber von Clubs, Appartements, Agenturen etc. Deswegen möchte ich heute mal eine Lanze für Betreiber*innen brechen.

Ich wechsle nicht so schnell, wenn ich mich irgendwo wohl fühle, und trotzdem habe ich schon so einige Menschen kennengelernt, die von der Sexarbeit lebten, ohne selber Dates anzubieten: Betreiber*innen von Agenturen, Hausdamen und Türsteher in Clubs, in den letzten Jahren dann Betreiberinnen von Studios und Appartements. Allen war eins gemein: Sie waren sehr nett und um die Frauen bemüht.

Wenn ich mich irgendwo vorgestellt habe, war es mir immer wichtig, dass mein Ansprechpartner im Zweifelsfall auf der Seite der Frauen stand und nicht der der Kunden. Das war immer der Fall. Auch waren die meisten ständige Ansprechpartner, für den Alltag und auch mal für private Probleme, und ließen immer mal mit sich reden, wenn es eng wurde.

In meinem jetzigen Appartement kriege ich viel von dem mit, was das Führen eines Appartements nicht nur an alltäglichem Stress bedeutet (man ist ständig Prellbock für Befindlichkeiten und Streitereien), sondern auch an organisatorischem Aufwand und in letzter Zeit leider auch sehr viel an rechtlichem (neues ProstSchG), ganz abgesehen von dem finanziellen Risiko. Ich würde das nicht machen wollen!

An dieser Stelle also ein großer Dank an und Respekt vor all den Menschen, die uns Frauen das Arbeiten ermöglichen und uns den Rücken freihalten!

Frühlingsgefühle

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Es ist gerade mal Mitte Februar, doch das Wetter lockt schon mit Frühling. Letztes Jahr um diese Zeit hat mir jemand vorgeworfen, ich würde Jammer-Blogs schreiben, da ich die jahreszeitliche Tristesse beschrieben habe. Dieses Jahr war dieser Tiefpunkt schon Ende Januar, und seitdem krabbel ich stimmungsmäßig wieder nach oben.

Gerade hatte ich vier Tage Urlaub und habe meinen Geburtstag an einem meiner liebsten Rückzugsorte verbracht, einem Gutshaus an der Ostsee. Vier Tage Sonne und Weite, Spaziergänge durch die Felder, Ausflüge zum Meer, Sauna, Buffet, und viel Zeit zum Lesen, Schreiben und Träumen. So schön!

Jetzt hat mich der Alltag wieder. Im Appartement ist es ruhig, sowohl zwischen uns Kolleginnen als auch mit Gästen. Ich habe relativ wenig zu tun. Da es aber keinen Sinn macht, mir darüber Sorgen zu machen (es ist im Februar normal, spätestens zu Ostern wird es wieder besser), verbringe ich einfach Zeit mit anderen Dingen, wie Yoga, einem Buch, oder zu Hause am Schreibtisch.

Ich mag mein Leben und die fast unbegrenzte Freiheit, die mir meine Selbständigkeit lässt…

Wenn die wüßten…

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Es ist mir wichtig, dass mein Leben aus sehr viel mehr besteht als Sexarbeit. Ich bin in vielen verschiedenen Bereichen unterwegs und treffe Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen. Enge Freunde wissen, was ich beruflich mache, aber oft behalte ich es lieber für mich und sage einfach: „Ich gebe Massagen.“ oder „Ich bin Körpertherapeutin.“

Dadurch gibt es immer wieder Situationen (meist wenn es gerade besonders entspannt und harmonisch ist), wenn ich plötzlich innerlich einen Schritt zurück mache, die Menschen um mich herum betrachte und mich frage: „Was würde passieren, wenn die wüssten, was ich sonst noch so mache?“

Meist ist es tolerant bis neugierig aufgenommen worden, wenn ich von meiner Arbeit erzähle. Manchmal skeptisch. Offene Ablehnung erfahre ich nur selten, aber manchmal gibt es einen Rückzug. Bei manchen Menschen möchte ich es einfach nicht, dass sie es wissen, weil es nicht in ihr Weltbild passt und zu unnötigem Getuschel führt.

Bezahlter Sex ist eine Welt für sich – eine aufregende Welt mit vielen Möglichkeiten, aber auch ihren Schattenseiten. Das gesellschaftliche Bild der Sexarbeiterin ist eine dieser Schattenseiten – und manchmal habe ich einfach keine Lust, ständig richtigzustellen und mich zu erklären.