Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: Juli 2017

Keine Nerven diese Woche

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Diese Woche fühle ich mich etwas angeschlagen und urlaubsreif. Ich lasse es insgesamt ruhiger angehen. Vor allem aber merke ich das daran, dass ich auf die kleinen Dingen, die mich bei meiner Arbeit nerven, nicht mit demselben Schulterzucken reagiere wie sonst, sondern mir davon den Spaß verderben lasse.

Heute Mittag fing es an, kurz vor meinem ersten Termin. Ich war noch alleine im Appartement und wollte mich gerade umziehen und vorbereiten, als es schellte. Ich habe den Mann an der Tür freundlich gefragt, zu wem er denn wolle, und er antwortete: „Weiß ich nicht. Ich war hier mal bei einer Blondine.“ Ich habe es geschafft, freundlich zu bleiben, darauf hinzuweisen dass mehrere blonde Frauen hier arbeiten, im Moment aber außer mir keiner da sei und demnach kein spontaner Termin möglich. Aber hallo, zu einer Frau wollen um mit ihr Sex zu haben und sich dann noch nicht mal den Namen merken?! Geht gar nicht!

Genauso schlimm finde ich Anrufe, wie ich einen letzte Woche habe: „Hallo! Ich habe deine Telefonnummer irgendwann mal aus dem Internet abgeschrieben (alternativ: von einem Kumpel bekommen), aber ich weiß gar nichts über dich. Kannst du mal beschreiben wie du aussiehst und was du machst?“ Kann ich meistens nicht, zumindest nicht ausführlich, da mir solche Anrufe einfach zu blöd sind. Auch wir Frauen sind Individuen, was Aussehen, Charakter und Service angeht – da lasse ich mir ungern das Gefühl geben, so beliebig, austauschbar und gleichgültig zu sein.

Letzte Geschichte, ein Vorfall heute am späten Nachmittag: Ich war zu einem Termin im Studio und nachdem ich meinen Gast wieder zur Tür gebracht hatte, sagte eine Kollegin dass im vorderen Zimmer jemand warte, der zu mir wolle. Ich bin also hingegangen und habe mich vorgestellt, aber gleich darauf hingewiesen dass ich noch 10 Minuten brauche um das Studio aufzuräumen (den Raum teile ich mit Kolleginnen, da kann ich also nichts liegenlassen) und mich kurz abzuduschen. Das dauerte ihm zu lange, er ist dann wieder gegangen. War mir auch recht; ich mag eh keine Gäste, die spontan vorbeikommen (finde das extrem unhöflich und nervig), und dann beleidigt zu sein wenn nicht alles fertig ist finde ich arrogant – auf so jemanden kann ich dann gut verzichten.

So mache ich diese Woche also nur Termine mit Stammgästen und den Rest der Zeit gönne ich mir einfach etwas mehr Freizeit als sonst, die habe ich ja scheinbar nötig.

Offene Beziehungen

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Neulich hatte ich wieder ein ungewöhnliches Vergnügen: Mein Gast – wir kannten uns schon – kam rein, begrüßte mich freundlich und schob gleich hinterher: „Ach ja, und schöne Grüße von meiner Frau!“ Wir konnten dann zusammen darüber lachen und uns darüber austauschen, wie schön offene Beziehungen sind.

Für mich selbst kann ich mir Monogamie überhaupt nicht mehr vorstellen. Auch wenn offene Beziehungen manchmal extrem anstrengend sind, weil sie viel Kommunikation und Reflektion erfordern, genieße ich jeden Moment dieser Art von Offenheit und Mitfreude. Ich bin überhaupt nicht eifersüchtig, sondern kann meinem Partner für jede weitere Begegnung von ganzem Herzen viel Spaß und eine tolle Zeit wünschen. Umgekehrt nehme ich meinem Partner nichts weg, wenn ich noch andere Männer treffe (egal ob für Geld oder nicht, ob einmalig oder öfter), sondern freue mich dann im Gegenteil wieder mehr aufs nach Hause kommen und die Vertrautheit, die wir miteinander haben.

Ich verstehe natürlich, dass das für viele meiner Gäste so nicht funktioniert. Monogames Denken und Eifersucht sind den meisten von uns anerzogen, und eine Beziehung nach vielen Jahren Monogamie zu öffnen ist sehr schwierig bis unmöglich. Also spart man sich den Ärger und geht halt heimlich fremd. Ich verurteile das nicht, sondern halte es sogar manchmal für den besseren Weg aus einer Reihe von mittelmäßigen Optionen.

Trotzdem nimmt die Zahl der Menschen in meinem Bekanntenkreis zu, die nicht mehr an Monogamie glauben sondern sich eine offene oder sogar polyamore Beziehung wünschen – und auch bereit sind zu diesem Wunsch zu stehen und dafür zu kämpfen. Offenheit, Wahrheit und Integrität sind einfach Werte, sie sich gut anfühlen – nicht nur wenn man sie von anderen bekommt, sondern erst recht wenn man sie für sich selbst lebt.