Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: November 2025

Aktuelle politische Diskussionen

In den letzten Wochen bin ich immer wieder mal gefragt worden, ob ich mir Sorgen über ein eventuelles Prostitutionsverbot durch die Einführung des Nordischen Modells mache. Im Moment wird dieses Thema in der Politik und den Medien wieder sehr gepusht.

Ich verfolge diese aktuelle Diskussion nur am Rande, da sie schon seit einigen Jahren geführt wird und ich mir also schon so einige Gedanken darüber gemacht habe. Als 2017/18 das Prostitutionsschutzgesetz eingeführt wurde, war das nur für Sexarbeiterinnen und Betriebe ein Thema, Kunden hat es so gut wie gar nicht betroffen. Das Nordische Modelle lässt jetzt Sexarbeiterinnen relativ außen vor (indem sie grundsätzlich als unwissende Opfer gesehen werden) und konzentriert sich auf die Kunden und indirekt natürlich auch auf Bordelle.

Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass das Nordische Modell in Deutschland in den nächsten Jahren kommen wird, oder höchstens in einer sehr verwässerten Version. Die feministische Zeitschrift Emma hat Deutschland mehrfach als „das Bordell Europas“ bezeichnet und damit auf die sehr liberale Gesetzgebung hier Bezug genommen. Ein solcher völliger Paradigmenwechsel wäre sehr ungewöhnlich.

Prostitution wird sich nie völlig abschaffen lassen, sondern sie wird nur erschwert. Als Folge wird eine offene Kommunikation darüber schwierig und Anbieterinnen und Kunden verwickeln sich schnell in ein Versteckspiel, mit dem keinem gedient ist. Ich glaube nicht, dass sich für mich persönlich viel ändern würde, da ich sehr viele Stammkunden habe, die ich schon seit vielen Jahren kenne und wo ein entsprechendes Vertrauensverhältnis besteht. Als Einzelanbieterin ist es außerdem sehr unwahrscheinlich, dass jemals bei mir eine Kontrolle (durch Polizei o.ä.) durchgeführt werden wird.

Leid tut es mir für junge Frauen, die gerade in die Sexarbeit einsteigen und für die der Schutz von Bordellen wegfällt. Häufig werden diese Betriebe mit Zuhältern und Ausbeutung gleichgesetzt. Ich habe sie jedoch immer als Schutzraum erlebt, wo ich von Kolleginnen umgeben war, man sich gegenseitig unterstützt hat und im Problemfall immer sofort Hilfe und ein Ansprechpartner da war. Diese Möglichkeit würde dann wahrscheinlich wegfallen und viele junge Frauen in Gefahr bringen, da sie diese Arbeit alleine lernen müssen.

Was mir viel mehr Sorgen macht als die gesetzlichen Regelungen zur Prostitution sind die sich entwickelnden Gewohnheiten und Gesetze zur Abschaffung des Bargeld oder zumindest zur Einführung von (niedrigen) Grenzen. Es ist für mich kein Problem, ein ec-Gerät zu besorgen – viele Kunden fürchten jedoch einen Verlust ihrer Anonymität oder die Nachweisbarkeit solcher Besuche in der Familie, so dass sie das wohl von einem Besuch bei mir abhalten würde.

Der Leuchtfeuer-Teddy

Letzte Woche habe ich gesehen, dass schon jetzt der Tisch von Hamburg Leuchtfeuer in der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofs steht. Ich freue mich jedes Jahr darüber, wenn ich es sehe!

„Hamburg Leuchtfeuer“ ist ein Verein, der in Hamburg ein Hospitz betreibt, in der Trauerbegleitung aktiv ist – und sich um HIV-Infizierte und Aids-Kranke kümmert.

Jedes Jahr im Dezember bringen sie einen kleinen Teddy heraus, etwa zehn Zentimeter hoch, jedes Jahr in anderen Farben, immer mit der Aids-Schleife als Stickerei unter einer Pfote. Dieses Jahr ist der Teddy bunt wie ein Regenbogen, passend zur anhaltenden Diskussion über die LGBTQ-Bewegung.

Ich liebe dieses Teddys, nicht nur weil sie einfach süß sind, sondern auch als Zeichen für Mitgefühl und Toleranz – dieses Jahr wird also auf jeden Fall noch einer von ihnen bei mir einziehen.

Gerüche und Düfte

Es kommt zum Glück nur sehr, sehr selten vor, dass mir bei einem Kunden mangelhafte Hygiene auffällt. Fast alle meiner Kunden kommen entweder frisch geduscht zu mir oder gehen auf eigene Initiative bei mir duschen. Wer bei mir duscht, riecht danach nach meinem Duschgel (ein ganz sanfter Honigduft). Alternativ rieche ich häufig ein sanftes Aftershave oder Deo, und jeder Mensch hat natürlich auch einen Eigengeruch.

Ob man jemanden riechen kann oder nicht, ist leider oft eine sehr intuitive Entscheidung, die das Unterbewusstsein trifft und gegen die man nicht viel machen kann. Ich habe zum Glück in meinem Leben bisher nur eine handvoll Menschen getroffen, die ich einfach nicht riechen konnte, d.h. deren Eigengeruch mir unangenehm war (trotz guter Hygiene).

Ich selber benutze auch neutrale Pflegeprodukte, rieche also nach meinem Duschgel oder vielleicht nach Nivea-Deo. Das tue ich zum einen deswegen, damit keine Düfte abfärben, aber auch weil Düfte Geschmackssache sind und schnell als negativ oder einfach als zu viel empfunden werden.

Ab und zu bekomme ich mal eine Anfrage, in der darum gebeten wird, dass ich vor dem Termin nicht dusche (und am besten noch direkt vom Sport komme). Da erkläre ich dann meist, dass ich nicht das gewünschte Ergebnis werde liefern können. Ich dusche an normalen Tagen 2-3 Mal am Tag (und benutze regelmäßig Deo); da wird das Weglassen einer Dusche kein hohes Maß an Körpergeruch erzeugen wie gewünscht.

Herbst

Nach ein paar verregneten Tagen letzte Woche ist jetzt der goldene Herbst zurück. Herbst ist meine liebste Jahreszeit. Ich liebe es, jetzt lange Touren mit dem Fahrrad zu fahren, spazieren zu gehen oder mit meinem Pferd im Wald zu sein, wenn das Laub unter den Hufen raschelt.

Nächste Woche ist wieder Dom, dann beginnen auch bald die Weihnachtsmärkte (der erste hat sogar schon begonnen, in Wandsbek), und dann nähert sich das Jahr mit großen Schritten seinem Ende. Ich mag es, wenn es ruhiger wird, mit mehr Zeit für Innenschau, und mit gemütlichen Stunden im Warmen.

Ein lieber Stammkunde hat Herbststimmung bei mir vor kurzem so ausgedrückt:

Guten Abend Tina, der Herbst ist da. Ich mag den Herbst. Es ist wie bei dir. Wenn man deinen Raum betritt, taucht man in ein gedämpftes Licht. Es wirkt wie in einem Herbstwald. Es herrscht eine wohlige Harmonie. An der Zimmerdecke funkeln kleine bunte Punkte, wie die letzten Sonnenstrahlen durch das Laubdach im Wald schimmert. Wenn du mich mit deinen Lippen verwöhnst, klingt es, als wenn man durch raschelndes Laub sich bewegt. Es ist einfach nur eine tolle beruhigende Stimmung und ich genieße es jedesmal. Ich hoffe noch auf viele Herbsttage bei dir.

(Ich habe mir natürlich von ihm die Erlaubnis geben lassen, diese Nachricht zu veröffentlichen.)